South West Coast Path 2.0 – Wandern mit Kindern
Gerechtigkeit muss sein
Im Sommer 2017 war ich mit meinen beiden ältesten Kindern (damals waren sie 10 und 12) schon einmal auf dem South West Coast Path wandern. Es hat uns so gut gefallen, dass ich mir vorgenommen habe, vier Jahre später, wenn die beiden jüngeren im gleichen Alter wären, die Tour zu wiederholen.
Nun, Corona hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. 2021 war an Reisen nach England nicht zu denken, ebenso 2022. Jetzt, an Pfingsten 2023, waren meine beiden Jüngsten doch glatt schon 12 und 14 Jahre alt. Hm. Den Pubertieren scheint der Sinn nicht mehr nach Wandern zu stehen. Dafür habe ich Verständnis … aber ich war trotzdem der Meinung, den South West Coast Path muss man mal gegangen sein.
Welchen Abschnitt des South West Coast Path sollen wir wandern?
Klar ist, dass wir in den 14-tägigen Pfingstferien nur einen Bruchteil der 1014 km langen Strecke schaffen. In meinem ersten Artikel habe ich ein bisschen über die Strecke geschrieben, falls dich das interessiert.
Nachdem ich stunden- und tagelang Zug- und Fährverbindungen sowie verschiedene Streckenabschnitte recherchiert hatte, kristallisierte sich doch wieder Newquay als Startpunkt heraus. Das war mir ganz recht, schien mir doch damals der atlantische Teil des South West Coast Path irgendwie wilder und einsamer zu sein. Da ich nicht die gleiche Strecke laufen wollte, bot es sich an, nach Norden zu wandern. In dieser Richtung reizte mich besonders das berühmte Tintagel …
Zurück nach Newquay sind wir mit dem Bus gefahren, was ohne Probleme ging.
Reise zum South West Coast Path
Ich buchte also erneut einen Flug nach Newquay. Gerne wäre ich mit der Fähre gefahren oder auch mit dem Zug, aber beides erwies sich als zu teuer und/oder zu zeitaufwendig. Viele Verbindungen waren auch schon ausgebucht. Schade. Der Flughafen Frankfurt/Hahn, von wo aus wir damals günstig mit Ryanair nach Newquay gelangt waren, existiert leider nicht mehr. Mittlerweile gibt es nur noch samstags von Düsseldorf aus Flüge nach Newquay – dreimal so teuer. Aber dazu mehr in der Statistik.
Die Reise vom Süden der Republik nach Düsseldorf war umständlich und dank der Deutschen Bahn (wieder einmal) eine Zitterpartie. Egal, wir erreichten Newquay wie geplant um die Mittagszeit.
Mein Plan war, dort rasch ein paar Lebensmittel und Spiritus für meinen Kocher zu kaufen. Ich erinnerte mich genau, dass wir 2017 nur aus dem Bus gestiegen sind, über die Straße marschiert und dort in einem Outdoorgeschäft den Spiritus geholt hatten. Überhaupt kein Problem … nur dass es dieses Geschäft nicht mehr gab. Und in ganz Newquay war kein Spiritus aufzutreiben, weder in den zwei verbliebenen Outdoorläden, noch in Supermärkten und Drogerien. Eine kurze Recherche im Internet ergab, dass dieser Brennstoff in England nicht üblich ist. Grr. Nach stundenlanger Suche beschloss ich, dass die Küche dann halt kalt bleiben würde.
Blieb sie aber doch nicht! Es ging nämlich folgendermaßen weiter …
Die unglaubliche Gastfreundlichkeit der Engländer
Durch die Sucherei war es so spät geworden, dass wir den Campingplatz, den ich ursprünglich vorgesehen hatte, nicht mehr erreichen würden. Also blieben wir auf einem Campingplatz in Porth Beach, etwas nördlich von Newquay.
Dort erblickte uns unser Nachbar.
Weil die 14jährige und ich noch einmal loszogen, um noch Kleinigkeiten einzukaufen, versorgte er die 12jährige erst einmal mit drei Wasserflaschen. Als wir wieder da waren, grillte er für uns „cheesy potatoes“ mit Tomaten. Als wir die Riesenmenge verdrückt hatten, servierte er sogar noch einen Nachtisch. Unglaublich!
Wir waren überwältigt von dieser Freundlichkeit. Dabei wusste er noch nicht einmal etwas von unserem Kocher-Malheur. Natürlich habe ich es ihm erzählt, und er war umso glücklicher, uns aus dieser misslichen Lage „gerettet“ zu haben. Er und seine Frau sind den ganzen Frühling, Sommer und Herbst über auf diesem Zeltplatz. Allerdings stehen im Juni und August zwei Hochzeiten an, für die sie notgedrungen ihr idyllisches Plätzchen verlassen und in ihre Heimat in Manchester zurückkehren müssen. Aber das sind ja nur ein paar Tage …
Wir haben uns auf Anhieb sehr gut verstanden und die Kinder konnten ihr Englisch erproben. Am Ende unserer Reise sind wir auf Wunsch der Kinder noch einmal auf diesen Zeltplatz gegangen. Lee und Amy waren natürlich noch da und brachten uns am Abend Chips, Cracker und andere Süßigkeiten vorbei.
Aber es waren nicht nur Lee und Amy so unglaublich freundlich. Fast jeder, dem wir auf dem South West Coast Path begegnet sind, hat kurz angehalten und mit uns ein Schwätzchen gehalten. Lag es an unseren Rucksäcken und der Tatsache, dass ich mit zwei Kindern unterwegs war? Bestimmt auch, aber ich hatte den Eindruck, dass die Engländer generell sehr offen und herzlich gegenüber Menschen sind!
Dreimal haben wir Eis spendiert bekommen – einmal von einer Frau, die wir auf dem Pfad getroffen haben und die uns an ihrem Haus (mit einer Tiefkühltruhe voller Eis) vorbei zu unserem Campingplatz begleitet hat. Am nächsten Tag und am nächsten Campingplatz von der Platzbesitzerin höchstpersönlich und einmal in einem romantischen Teagarden mit gluckerndem Bächlein, wo wir erst heiße Schoki getrunken haben und danach noch ein Eis essen wollten. Es ging aufs Haus … wirklich unglaublich.
In Tintagel auf dem Campingplatz wusch uns die Besitzerin in ihrer privaten Maschine die Wäsche und ihr Mann wollte uns einen Gepäcktransport für unsere Rucksäcke vermitteln, was ich aber dankend abgelehnt habe. So nett!
Es sind diese Begegnungen mit wunderbaren Menschen, weshalb ich das Wandern so liebe!
Romantische Buchten am South West Coast Path
Wieder einmal war ich begeistert von der Schönheit der Küste. Manche Strände waren fast menschenleer – gut, einige konnte man auch gar nicht erreichen, weil die Klippen zu steil waren. Aber auch die gut begehbaren waren nur über Pfingsten relativ voll. Danach war es recht einsam.
Bei Ebbe musste man an manchen Stränden relativ weit wandern, um das Wasser überhaupt zu erreichen. Und dann dauerte es noch ewig, bis man überhaupt mal bis zum Bauch im Wasser stand. Höher musste es dann auch nicht unbedingt sein – es war superkalt. Die Engländer wissen Bescheid und ohne ihre „wetsuits“ gehen sie nicht ins Wasser.
Manchmal führte der Weg direkt über den Strand. Das Stapfen durch den Sand war mühsam, aber so ein toller Strand lädt natürlich zum Verweilen ein.
Jemand fragte mich einmal, ob mir die Schaumstoff-Isomatte nicht unbequem ist. Nein, ist sie nicht, ich bin da recht unempfindlich. Meine ist aber auch eine richtige Outdoormatte (Evazote) und ein bisschen dicker als die der Kinder 🙂 Für mich hat sie entscheidende Vorteile gegenüber den aufblasbaren Matten. Sie ist blitzschnell aufgerollt und nimmt wirklich nichts übel. Ich habe sie seit über 20 Jahren in Gebrauch.
Beachte bitte die steile Klippe hinten. Dort führt der South West Coast Path dann weiter hoch. Da war die schöne Abkühlung quasi für die Katz‘.
Die schönsten Badestrände liegen nördlich von Newquay. Wir kamen praktisch jeden Tag an mehreren wunderschönen Sandstränden vorbei. Später änderte sich das. Die Klippen wurden schroffer und steiler und die wenigen Sandbuchten waren quasi nicht zu erreichen. Wenn du also aufs Baden aus bist, lohnt sich ein Blick auf die Karte. Es gab Tage, wo wir heiß und verschwitzt nur sehnsüchtig nach unten gucken durften.
Frühling auf dem South West Coast Path
Als wir von Newquay losgewandert sind, ist mir sofort die Blumenpracht entlang des Weges aufgefallen. Das war so ein Unterschied zu unserer Wanderung von 2017, als wir im August gewandert sind! Überall blüht, summt und duftet es, es ist eine wahre Pracht. Mit Bildern kann ich das gar nicht so richtig rübergeben.
Blumen über Blumen an der Küste des South West Coast Path
Schaut euch dieses Blumenmeer an. Besonders diese rosa Blumen hatten es mir angetan. Während der zwei Wochen, die wir auf dem South West Coast Path gewandert sind, sind allerdings die meisten braun geworden und verblüht.
Hier siehst du eine der vielen unzugänglichen Buchten. Oftmals gibt es nur bei Ebbe einen Sandstrand und Stunden später steht das Wasser darüber.
Hier wachsen meine schönen rosa Blumen direkt an der Klippe, zum Teil sind sie schon verblüht.
Tintagel – eine Reise wert?
Ich habe schon erwähnt, dass ich besonders auf Tintagel gespannt war. Ganz bewusst habe ich mir vorher keine Bilder angeschaut. Und als wir dort waren, war ich zugegebenermaßen etwas enttäuscht.
So sah das von der Klippe gegenüber aus:
Dass also rein gar nichts außer ein paar Mauerresten übrig ist, war mir nicht klar gewesen. Der Eintritt ist happig, und die versprochene tolle Aussicht hatten wir auf unserer Wanderung bestimmt genauso. Die Fußgängerbrücke wurde erst 2019 eingeweiht, früher musste man steil nach unten und dann wieder nach oben über etliche hohe Treppenstufen.
So sieht das Ganze komplett aus:
Zu Merlins Cave konnte man übrigens ohne Eintritt zu zahlen. Das habe ich mir angeschaut und dort unten konnte ich zumindest ansatzweise die „Magie“ des Ortes spüren, obwohl gerade Flut war und man die Höhle nicht mal sehen konnte. Aber wenigstens waren dort nur drei andere Leute außer mir. Bei Ebbe kann man hineinlaufen.
Unten gab es ein kleines Café und eine interessante Ausstellung, die ich mir angeschaut habe. Hier stand allerhand Interessantes über Tintagel Castle und die Geschichte des Ortes, sodass ich eigentlich ganz zufrieden war mit meinem Besuch. Ob sich Tintagel lohnt? Je nachdem, was man wohl erwartet. Ich habe mit einigen Besuchern gesprochen (ich habe unsere Zeltnachbarn vom Campingplatz vorher getroffen), die sehr begeistert waren.
Auf und ab
Dass der South West Coast Path kein Spaziergang ist, wird einem spätestens klar, wenn man vor einem solchen Berg steht.
Die Küste nördlich von Newquay wird allmählich immer steiler, höher und anstrengender. Es gibt einige Etappen, die mich an Alpenwanderungen denken ließen, wenn der Weg in Serpentinen den Berg hoch- oder hinabführt. An vielen Stellen gibt es aber auch steile Treppenstufen, die sich unmöglich zählen lassen, weil es so viele sind. Die führen dann meist senkrecht den Berg hinab. Oder hinauf, je nachdem.
Netterweise steht oben auf dem Berggipfel meist eine Bank, auf die sich der völlig erledigte Wanderer sinken lassen kann.
Auf dem Foto unten siehst du High Cliff, die höchste Klippe in Cornwall. Sie befindet sich zwischen Boscastle und Crackington Haven und ist laut meiner Karte 223 Meter hoch. Hier erinnerte mich nach einem inbrünstigen Stoßseufzer meinerseits meine 14jährige Tochter an unser neugefundenes Motto, das wir nach etlichem Hoch- und Herunterklettern vor Tagen gefunden hatten: „Nicht so viel nachdenken, einfach machen.“ Tja, so hat dann auch dieser gewaltige Auf- und Abstieg funktioniert.
Ich verrate dir hier an dieser Stelle, warum wir „nur“ bis Bude gelaufen sind: Erstens war hinter Bude meine Karte zu Ende und zweitens wartete ein Tagesabschnitt mit ganzen ZEHN Flusstälern dort, die im Führer als durchweg sehr steil und tief beschrieben werden. Es soll der anstrengendste Streckenabschnitt auf dem ganzen South West Coast Path sein. Nein, dankeschön. Wäre ich alleine gewesen, hätte ich es gewagt, aber mit meinen Kindern wollte ich es mir nicht verderben. Stattdessen sind wir mit dem Bus nach Newquay zurückgefahren und haben lieber noch einen Tag zusätzlich beim Shoppen verbracht 🙂 .
Das Wetter
Unglaublich für England, aber wir hatten zwei Wochen lang nur Sonnenschein. Gut, wir hatten Glück, rechnen kann man damit nicht. Die Regensachen haben wir aber gerne umsonst mit herumgetragen.
Es gab so viel Sonne, dass ich Angst hatte, unsere kleine Sonnencremetube würde nicht ausreichen. Eigentlich bedecke ich lieber die Haut mit dünnem Stoff, aber bei so viel Sonnenschein funktioniert das nicht. Und mein Schlauchtuch, das ich mir gerne um den Hals hänge, um den Nacken zu schützen, brauchte ich, um meine Kappe zu fixieren, wie du auf dem linken Bild siehst. Denn an der atlantischen Küste hat es richtig viel Wind. Ich konnte mir die Kappe so fest zusammenzurren, wie ich wollte, der Wind hat sie immer wieder entführt.
Kleine Notiz für mich: Für die nächste Wanderung reicht eine Kappe nicht aus. Ich brauche einen Hut, der die Ohren und den Nacken bedeckt und den man unterm Kinn festschnüren kann!
Der Wind war teilweise schon richtig unangenehm. War man in geschützten Senken unterwegs, brach einem der Schweiß aus. An ausgesetzten Stellen fror man oft trotz Sonne. Das Zelt flatterte und knatterte in der Nacht und an einem Morgen verzichteten wir gar aufs Frühstück und wanderten in die Stadt Bude hinein, um Schutz vor dem Wind zu finden, so arg war das.
Es gab einige Tage, da war es windstiller (und dafür richtig heiß), aber generell musst du mit Wind rechnen, wenn du an der atlantischen Küste unterwegs bist. Bei Regen und Kälte stelle ich mir das nicht so angenehm vor. Seltsamerweise erinnere ich mich gar nicht mehr, ob mich der Wind bei unserer ersten Reise so dermaßen gestört hat. Damals hatten wir hauptsächlich Regen in der ersten Woche … möglicherweise habe ich es verdrängt.
Bis auf die Regensachen brauchten wir all unsere Kleidung – vom der Badehose und dem kurzen T-Shirt bis zum Fleecepulli plus Windjacke drüber. Meine 14jährige hatte gar ihre Wintersteppjacke dabei und es nicht bereut! Am Abend wurde es nämlich doch sehr frisch.
Tiere auf dem South West Coast Path
Ich hatte es in meinem ersten Beitrag schon einmal erwähnt: Kinder kannst du nicht mit einer tollen Landschaft zum Wandern begeistern. Stattdessen brauchen sie – Tiere. Das gilt auch für ältere Kinder noch, wie ich feststellen durfte!
Diese Katze kam uns besuchen, als wir in der Mittagshitze darauf warteten, dass unsere Wäsche trocknete. Sie ließ sich ausgiebig streicheln, beschloss dann, dass es unter dem Zelt kühler wäre und begann mit den Zeltschnüren zu spielen. Schwuppdiwupp kletterte sie plötzlich zwischen Innen- und Außenzelt hinauf und schaukelte über unseren Köpfen. Na sowas! Die Löcher, die sie dabei mit ihren Krallen in den Stoff gerissen hat, zieren jetzt das Innenzelt und eröffnen den Stechmücken ganz neue Möglichkeiten.
Auf dieser Wanderung trafen wir deutlich weniger freilaufende Kühe als in südlicher Richtung 2017. Die meisten waren wie diese hier hinter Gittern. Unsere Kühe waren jung und neugierig und wären am liebsten über den Zaun gehüpft.
In Willapark, einer großzügig eingezäunten Felsnase im Meer kurz nach Tintagel, liefen laut Wanderschild einige halbwilde Ponys herum. Erst waren sie nirgends zu sehen. Wir beschlossen, unsere Mittagspause hier zu verbringen, und erst, als wir schon zum Aufbruch bereit waren, trotteten sie hinter den Felsen hervor. Was für ein Glück!
Auch auf den Campingplätzen gab es Tiere. Vor allem natürlich krächzende Raben und freßgierige Möwen. Dies war unser letzter Campingplatz, wieder in Porth Beach bei Newquay, auf dem wir zwei Nächte lang blieben. Bei jedem Essen besuchte sie uns.
Auf vielen Campingplätzen gab es Kaninchen. Sie hatten ihre Scheu zwar ziemlich verloren, ließen uns aber dennoch nicht nahe ran. Aber beobachten konnte man sie. Unterwegs, auf den vielen Wiesen, sahen wir zwar ihre Löcher, aber die Kaninchen selbst nicht.
Die Campingplätze auf dem South West Coast Path
Da war wirklich alles vertreten – von purem Luxus wie in Porth Beach mit Musik in den Duschen (54 Pfund an Pfingsten (Frechheit), sonst 38 Pfund) bis hin zu primitiven Wiesen, wo gerade mal ein Dixie-Klo steht. Diese Toilette war überraschend gemütlich, falls man das von einer Toilette sagen kann 😉
Dahinter befand sich noch ein Wasseranschluss, sodass Trinkwasser auch kein Problem war. Nur Duschen konnte man nicht.
Der primitivste, aber schönste Zeltplatz
Diese Toilette gehörte zu der Zeltwiese dort unten und befand sich etwa 200 Meter hinter unserem Zelt. Der Camper weiter unten auf der Wiese musste schon einen ordentlichen Marsch auf sich nehmen, wenn er mal musste …
Eigentlich wollten wir ganz woanders zelten, aber der von mir angepeilte Campingplatz hatte nur eine Lizenz für Juli/August und wir standen ratlos (und müde und hungrig) vor geschlossenen Toren. Wenn du Kinder hast, die vor Erschöpfung kurz vor dem Nervenzusammenbruch stehen, dringst du auch in die Gärten von Anwohnern ein, schreist „Hallo“, bis jemand rauskommt und fragst nach Alternativen. Eine sehr nette Frau beschrieb uns den Weg zu diesem „Campingplatz“ und wollte uns sogar noch hinfahren. Fast hätte ich das auch noch angenommen, aber es war zum Glück nicht so weit zu laufen.
Dieser Platz nördlich von Bude war übrigens auf keiner Karte verzeichnet. Abends kam der Besitzer im Geländewagen über die Wiese und kassierte 10 Pfund von jedem.
Nach Abendessen unter freiem Himmel legte ich mich auf meine Isomatte und beobachtete den Sonnenuntergang über dem Meer. Traumhaft. Allerdings könnt ihr den Wind nicht sehen – ich habe alles an Klamotten angezogen, was ich hatte.
Zeltplatz mit Meeresblick (das ist eher selten)
Hier hatten wir einen weiteren Campingplatz mit tollem Meeresblick. Es gab aber ordentliche Sanitärgebäude und er war offiziell auf der Karte verzeichnet. Dementsprechend gab es etwas mehr Leute, aber Platz war trotzdem massig vorhanden.
Penhalt Farm Holiday Park kurz vor Widemouth Bay – Zelten mit Meeresblick
Die Frau mit dem Campingstuhl vom dunkelgrünen Zelt haben wir am nächsten Tag mehrmals überholt und sie uns. Das war ziemlich lustig – letzten Endes war sie aber schneller 🙂
Der Grusel-Zeltplatz
Und wieder haben wir einen Campingplatz gefunden, der auf keiner Karte verzeichnet steht. Rund um Port Isaac gibt es keine Zeltplätze, was mir großes Bauchgrummeln bereitete. Wild zelten wollte ich wegen der Kinder nicht – sie hatten Angst. (Obwohl wir viele Leute getroffen hatten, die das machen. Offiziell ist es nicht erlaubt.) Notgedrungen fragte ich in mehreren B&Bs an, dann sogar in Hotels. Es war Mitte der Reise, man könnte sich ja auch mal ein Zimmer gönnen. Nichts war frei. Ein B&B sagte uns gar, sie würden nicht an Kinder vermieten – unglaublich!? Es gab ein einziges Doppelbett in einem noblen Luxushotel, das 280 Pfund kosten sollte. Urgs. Und als der Mann merkte, dass wir zu dritt waren, wollte er es uns sowieso nicht geben. „Wir sind ein Hotel, kein Hostel“, snobte er und wies uns den Weg nach hinten ins Tal, wo wir den Grusel-Campingplatz fanden. Die Kinder nannten ihn so, weil alle Wohnwägen (bis auf den einen rechts hinten) verlassen waren.
Der Raben-Zeltplatz
Und hier ein weiterer Platz, der uns im Gedächtnis geblieben ist …
An sich ein wunderschöner Campingplatz mit total hilfsbereitem Personal, aber schau dir das Bild nochmal genau an, ja, genau, oben in den Bäumen. Dort lebt eine riesige Rabenkolonie, und wenn ich riesig sage, dann war sie riesig. Und entsprechend stimmgewaltig. Schade, dass das Video dazu leider kaputt ist, das kann man sich nur vorstellen, wenn man es hört. Erst bei Sonnenuntergang wurden sie leiser, aber als es um 4 Uhr wieder hell wurde, ging das Gekrächze von vorne los. Wie gut, dass ich Ohrenstöpsel dabei hatte! Eigentlich gegen schnarchende Zeltnachbarn gedacht, aber dass ich sie gegen Raben einsetzen musste, hätte ich im Traum nicht gedacht.
Nun ja, an sich sind Campingplätze alle irgendwie ähnlich, und doch hatte jeder irgendetwas Besonderes. An zwei Plätzen wurden wir abgewiesen, einmal war es offiziell zu voll (was ich nicht recht glaube. Viele Plätze waren noch leer. Vielleicht mochten sie Rucksacktouristen nicht, es war schon ein nobles Eckchen) und einmal nahmen sie nur Wohnwägen und Camper. Beide Male fanden wir zum Glück nicht weit weg davon Alternativen, aber nett war das nicht.
Kulinarische Highlights auf dem South West Coast Path
Da sind wir leider nicht so die Experten, fürchte ich. Mit unserer Glutenunverträglichkeit sind wir recht eingeschränkt, sodass ich vorsichtshalber 10x Frühstück, bestehend aus Buchweizen- bzw. Hirseflocken mit allerlei Trockenfrüchten und Nüssen eingepackt hatte. Das war nicht schlecht, aber eine Notwendigkeit war es dann doch nicht. Man kommt regelmäßig an Supermärkten vorbei, wo man sich mit allem Möglichen eindecken kann. Ein bisschen Planung schadet hier aber nicht. Für Notfälle hatte ich Snacks wie Trockenfleisch, Studentenfutter und unsere geliebten Riegel dabei.
Mittlerweile gibt es aber auch für Leute wie uns viele glutenfreie Alternativen, sogar in Cafés. Dieser Tea Garden mit herrlicher Aussicht bot uns zur Mittagszeit eine willkommene Leckerei.
Hier hat ein Hausbesitzer kurzerhand in seinem Garten Terrassendielen verlegt, Tische reingestellt und ein Café eröffnet. Es war gut besucht!
Man kann nie genug Scones essen!
Hier im Strandcafé von Widemouth Bay gibt es aber nur einen Scone, menno. Aber wenn er glutenfrei ist, sollte man zuschlagen!
Und rechts gleich noch mal ein Essens-Bild, irgendwie veröffentlichen ja alle ihr Essen in den Sozialen Medien 🙂 Am Ende der Reise sind wir hungrig durch Newquay gestreift, recht unentschlossen, ob wir uns erneut mit dem schrecklichen Fast Food zufriedengeben sollten, das nahezu ausschließlich an allen Ecken zu haben war. Da fanden wir diesen kleinen alternativen Laden, ähnlich einem Reformhaus, der in seinem Hinterhof eine kleine Sitzecke hat. Genial! Gefüllt waren die Scones herzhaft mit Gemüse.
Kurioses am Wegrand
Dieses wie gefaltete Gestein war öfter am Ufer zu sehen. Hier in Widemouth Bay sieht es besonders eindrucksvoll aus.
Auch fanden sich des Öfteren Löcher im Boden, nicht immer so gewaltig wie hier, aber doch jedes Mal eindrucksvoll. Dies hier ist das Trevone Bay Rundloch, verursacht durch eine eingestürzte Meereshöhle.
Gruselig, wenn man sich vorstellt, wie unterspült die Küste wohl ist? Noch dazu wurde ja eifrig Bergbau betrieben … Übrigens fanden wir in nördlicher Richtung von Newquay nur einen einzigen Minenschacht. Wer also begeistert ist von den Bergbaulandschaften in Cornwall, sollte seine Wanderung in Richtung Südwesten entlang der Küste planen. Dort gibt es massig alte Industrieruinen und Minenschächte.
Auf dem Bild oben siehst du den Bude Sea Pool, der für alle kostenfrei geöffnet ist und sich bei Flut immer wieder mit frischen Meereswasser füllt. Wenn man sieht, wie weit sich an manchen Stränden – so auch in Bude – das Meer bei Ebbe zurückzieht und man fast kilometerlang laufen muss, um ins kühle Nass zu springen, ist das eigentlich eine gute Idee. Wir sind trotzdem lieber ins „echte“ Meer gegangen, das gerade in Windeseile angeflutet kam.
Auch dieses Bild unten zähle ich zu „Kurioses“. Entlang des South West Coast Path ist es ja nahezu unmöglich, die Wege zu verlassen. Entweder sind dort riesige, mit dornigem Kraut bewachsene, unüberwindbare Steinmauern oder Zäune fürs Vieh. Befindet sich ein Campingplatz nicht direkt am Pfad, ist es eine schwierige logistische Aufgabe, sich dorthin zu begeben, vor allem wenn man kein Auto hat. Auf meiner Karte sind die wenigen Fußpfade, die es gibt, eingezeichnet. Aber in der wirklichen Welt sind sie leider nur MANCHMAL markiert. Und MANCHMAL sind sie eben so zugewachsen, dass man erst stundenlang über abgeerntete Felder oder eine Weide irrt, bis man das Schild findet.
Und das hier war ziemlich kurios: Wir sind einen großen Teil der Strecke im Gänsemarsch mit anderen Wanderern und einer Kuhherde marschiert. Die Kühe hatten eben auch keine Lust, sich durchs Unterholz zu schlagen.
Welche Strecke war schöner? Vergleich 2017 und 2023
Hm, das ist eine schwierige Frage. Denn wenn man wandert, tragen nicht nur die Landschaft, das Wetter und andere äußere Faktoren zu einem Gelingen der Reise bei. Es spielen auch die eigene Wohlbefinden, die Stimmung, und das Zusammenspiel der Gruppe eine wichtige Rolle.
Dass meine zwei Jüngsten bei dieser Reise älter waren als damals meine beiden Älteren, hat durchaus eine Rolle gespielt, denn die Pubertät macht eine solche Wanderung nicht gerade einfacher. Ich würde sagen, dass im Teenageralter der Bewegungsdrang abnimmt und die Begeisterungsfähigkeit sich auf andere Dinge verlagert (Dinge, die man eher nicht auf einer Trekkingtour findet). Das zunehmende Verlangen, sich von den Erwachsenen abzugrenzen, macht die Entscheidungsfindung in der Gruppe nicht einfacher. Natürlich kann man das nicht pauschal sagen. Jedes Kind ist anders.
Des Weiteren war mir nicht bewusst, dass die Strecke nach Norden etwas anstrengender ist als die nach Süden. Oder kam es mir nur so vor, weil die beiden nicht so lauffreudig waren? Nein, auch der Führer sprach von anstrengenden Etappen.
Was auch gefehlt hat, waren die interessanten Minenschächte und Industrieruinen, die etwas Abwechslung in die Landschaft brachten. Oder die großen Höhlen am Strand. Sicher, die Küste war auch nach Norden hin wunderschön, man wanderte an traumhaften Stränden entlang und durch idyllische Dörfer. Für Erwachsene reicht das, um in Entzücken auszubrechen. Aber Kinder?
Mich persönlich hätte es gereizt, noch weiter als bis nach Bude zu gehen. Aber mit Kindern würde ich die Strecke von 2017 vorziehen. Damals fuhren wir ja noch mit dem Bus an die Kanalseite – dort ist das Klima ganz anders und ein reizvoller Kontrast, was zusätzlich etwas Abwechslung bringt. Einsamer, wilder und rauer ist es allerdings am Atlantik.
So ganz entschieden kann ich nicht sagen, welche Strecke schöner ist. Es hängt eben von den persönlichen Voraussetzungen ab.
Statistik
Wie immer am Schluss eine kleine Statistik.
Wie schwer waren unsere Rucksäcke?
Zu Beginn der Reise wog meiner 12 kg, die der Kinder ca. 8 kg. Wir beluden sie allerdings in Newquay sofort mit allerhand Essenssachen (Wir packten die Rucksäcke natürlich entsprechend um. Die Kinder sollen nicht schwer tragen.)
Am Ende der Reise wog meiner wieder 12 kg, die der Kinder 7 und 8 kg. Übrigens nahm ich nach England doch wieder meinen betagten Jack-Wolfskin-Rucksack (Alter: ca. 25 Jahre, ganz genau weiß ich es nicht mehr), weil der mehr Volumen hat als mein neugekaufter Atom Packs. Allerdings hätte es das nicht gebraucht. Der Rucksack war die meiste Zeit nur halb gefüllt und hing herum wie ein nasser Sack. Ich lerne also doch allmählich, mit wenigen und leichteren Sachen auszukommen!
Wie viel Kilometer sind wir gelaufen?
Laut Wanderführer waren das von Newquay bis Bude 108 km. Sprich, da wir 10 Wandertage hatten, war das ein Durchschnitt von ca. 11 km am Tag. Es war genauso wie 2017, erst liefen wir voll motiviert viele Kilometer pro Tag, dann wurde es immer weniger. Aber das macht ja nichts, Hauptsache, wir waren zufrieden.
Wie viel hat der Urlaub gekostet?
Insgesamt hat uns der Urlaub samt Flug, Zug, Lebensmittel, Unterkünfte und Sonstiges 2513,81 € gekostet. Wow. Das ist wesentlich mehr als 2017 (1288,99 €), wo wir ja noch eine Woche länger unterwegs waren.
Also mal aufschlüsseln:
- Transport: Allein der Flug hat 1193,14 € gekostet (gegenüber 312 € 2017). Das ist natürlich ein Riesenunterschied und der Grund, warum diese Reise letztlich so viel teurer war. Der Zug in Deutschland vom/zum Flughafen Düsseldorf (138 €) und die Fahrten mit dem Bus in England (23,60 €) schlugen mit insgesamt 165,45 € zu Buche.
Insgesamt: 1358,59 € - Unterkünfte: Wir waren 13x auf Campingplätzen (der billigste 11,63 € und der teuerste 62,81 €) und 1x im Hotel (132,60 €).
Insgesamt: 521,17 € - Lebensmittel: Meistens haben wir in Supermärkten eingekauft. Aber ab und zu waren wir auch in Cafés und einmal im Restaurant.
Insgesamt: 584,33 € - Sonstiges: Dazu gehören Mitbringsel für die Lieben zuhause, ein Geburtstagsgeschenk für Oma, Allergietabletten gegen den Heuschnupfen meiner 14jährigen und so weiter.
Insgesamt: 49,72 €
Ich habe alles der Einfachheit halber gleich in Euro umgerechnet, basierend auf einem Wechselkurs vom 01.06.2023.
Weitere Informationen über den South West Coast Path
Weitere Informationen findest du auf den Seiten der National Trails und der South West Coast Path Association. Über den Shop dieser letzteren Seite habe ich 2017 meinen Führer bestellt, den es auch auf Deutsch gibt. Darin finden sich Routenbeschreibungen, Adressen für Unterkünfte, Restaurants, Pubs, Hinweise zu Bussen, Fähren etc.
Man kann hier auch Wanderkarten bestellen: Ich habe meine damals vor Ort gekauft, da ich ja nicht so der Planer bin. Die A-Z Adventure Maps kann ich nur empfehlen, sie sind wie Hefte aufgebaut, einfach zum Umblättern und passen wunderbar in jede Seitentasche des Rucksacks. Mittlerweile sieht sie ganz schön mitgenommen aus.
So, das war’s.
Du hast es geschafft. Wenn du bis hierhin gelesen hast, musst du ja besonders interessiert am South West Coast Path sein 😉 Er ist aber auch wirklich eine Reise wert!