Der Padjelantaleden – Wandern in Schweden

Der Padjelantaleden ist ein ca. 160 km langer Wanderweg im Norden Schwedens, der größtenteils durch den Nationalpark Padjelanta, Teil des UNESCO-Welterbes Laponia, von Ritsem bis Kvikkjokk führt

Der Weg führt meist über baumfreie Hochebenen, die von Seen durchzogen sind. Nur kurz vor Kvikkjokk läuft man durch lichte Birkenwäldchen. Egal, ob du in Kvikkjokk oder Ritsem startest, musst du zunächst eine Bootsfahrt hinter dich bringen.

Achtung: Im Padjelanta-Nationalpark sind während der Sommersaison Hunde nicht gestattet.

Karte Padjelanta

Die schwarzen Hüttensymbole stellen die bemannten Schutzhütten dar. Die weißen Zelte sind unsere Zeltplätze. Die Kilometerangaben entsprechen den Abständen zwischen den Hütten (laut Wanderführer, ich hab es nicht nachgemessen).

Wer ist unterwegs?

Dieses Mal ziehen meine 17jährige Tochter und ich los. Daher fällt diese Reise nicht mehr unter „Wandern mit Kindern“. Ein Kind ist sie ja nicht mehr. Ich fürchte, diese Rubrik kann ich bald schließen, denn meine vier werden ja alle älter …

Warum ich mich für den Padjelantaleden entschieden habe

Mein großer Traum war, einmal nördlich des Polarkreises zu wandern. Da kommen mehrere Pfade in Frage, aber der Padjelantaleden hat einige entscheidende Vorteile:

  • er ist (noch?) nicht so überlaufen wie beispielsweise der Kungsleden
  • er hat eine prima Länge von ca. 160 km, sodass er in 9-10 Tagen zu laufen ist
  • es gibt alle 12-24 Kilometer eine Schutzhütte, in der man zur Not unterkommen und/oder Hilfe finden kann
  • er gilt als einfach bzw. für Anfänger geeignet, da er relativ wenige Höhenmeter aufweist und mit Brücken und Stegen gut ausgebaut ist
  • er ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar

So, und jetzt genug geredet. Jetzt geht es los … nur noch eins: Falls dich meine Ausrüstung und meine Gedanken und Tipps zum Padjelantaleden interessieren, lies unbedingt noch diesen Artikel.

Padjelantaleden, Tag 1 – Sonntag, 10.07.2022

Boot von Ritsem

Mit diesem Boot sind wir gerade etwa 40 Minuten über den Akkajaure geschippert. Außer uns sind noch ein Vater mit zwei Söhnen, die wohl zum Angeln gehen, und ein Vater-Tochter-Gespann aus Kaiserslautern an Bord. Diese beiden werden wir am Ende wieder treffen, obwohl sie eine ganz andere Route haben.

Wir jedenfalls sind gehörig müde durch die lange Anreise, aber auch super aufgeregt. Endlich geht es los. Idyllische Bachlandschaft

Wir erreichen diese idyllische Bachlandschaft. Es ist bewölkt, aber wir sind entzückt. Für jemanden wie uns, die wir noch nie in Lappland waren, wirkt diese unberührte Landschaft überwältigend. Bis wir das Schild, das im Bild links mittig ist, erreichen und das hier sehen …

Aufkleber
„Nett hier. Aber waren Sie schon mal in Baden-Württemberg?“

Ich lache mich mindestens einen Kilometer lang schlapp. Da kommen wir doch gerade her … Nee, also, das darf nicht wahr sein …

Egal. Kaum verebbt mein Lachanfall, erreichen wir ein weiteres landschaftliches Highlight. Eine Brücke führt über den Vuojatädno, der sich in wilden Stromschnellen kaum in seinem Flussbett halten kann und als reißender Strom zum Akkajaure fließt. Ein unglaublicher Anblick!

Wir verbringen bestimmt eine halbe Stunde, versunken in den Anblick dieses gewaltigen Flusses.

Brücke über den Vuojatädno
Brücke über den Vuojatädno

Dann wandern wir weiter, es geht bergauf und wir können den Fluss von oben betrachten. Wie er sich ungehindert verzweigen darf und lauter Inseln bildet! Ein Anblick, den man von den gezähmten Flüssen bei uns nicht gewohnt ist.

Vuojatädno

Der Birkenwald hat übrigens kaum noch Blätter und sieht in weitem Umkreis gespenstisch aus. Schuld daran sind die Raupen des Birken-Moorwald-Herbstspanners, die sich in manchen Jahren explosionsartig vermehren und ganze Birkenwälder kahlfressen können. Offenbar ist 2022 so ein Jahr. Einige Raupen sehen wir noch, aber die Attacke ist scheinbar schon länger her.

Da es schon Nachmittag war, als wir mit dem Schiff übergesetzt sind, suchen wir nun einen geeigneten Zeltplatz. Doch weit und breit nichts als Birkenwäldchen und moorige Stellen. Wir laufen am Fuße des gewaltigen Ahkka-Massivs, dessen Anblick uns noch einige Tage begleiten wird. Und schließlich finden wir doch noch einen Zeltplatz.

Mitten im Birkenwäldchen finden wir einen ebenen Platz für unser Zelt. Leider auch sehr gut besucht von Stechmücken.
Mitten im Birkenwäldchen finden wir einen ebenen Platz für unser Zelt. Leider auch sehr gut besucht von Stechmücken.

Wir bauen das Zelt auf und merken rasch, dass draußen essen nicht möglich ist. Zu aggressiv, die Stechmücken. Zum ersten Mal setzen wir die Kopfnetze auf. Das ist anfangs ungewohnt, aber naja. Wir werden sie noch öfter brauchen. Schnell erhitzen wir das Wasser, rühren das Essen ein und verziehen uns ins Zelt.

Padjelantaleden, Tag 2 – Montag, 11.07.2022

versunkene Bohlen
Irgendwann erschrecken einen versunkene Bohlen nicht mehr

Das Wetter verspricht herrlich zu werden. Wir springen in einen kleinen Bach und waschen uns den Staub von 3 Tagen Zugfahrt herunter. Bald darauf treffen wir Vater und Tochter aus Kaiserslautern wieder. Sie wollen den Sarek durchqueren. Wir wünschen ihnen viel Spaß dabei und bleiben lieber auf unserem gemütlichen Padjelantaleden.

Weiter geht es über versunkene Bohlen und zerfressene Birkenwälder. Immer wieder passieren wir sumpfige Wiesen und ich frage mich, wie tief man wohl versinken würde, wenn man einen Fehltritt begehen würde?

Sumpfstelle
Ob da der Sumpf den Weg verschlungen hat?

Schwemmwiese in Lappland

Bald lernen wir, an den Pflanzen zu erkennen, ob der Untergrund fest oder morastig ist. Diese Gräser hier zeigen uns, dass das Gebiet vollkommen unter Wasser steht.

Ein See. Im Hintergrund das Ahkka-Massiv
Ein See, an dem der Weg vorbeigeführt hat. Im Hintergrund das Ahkka-Massiv – immer ein tolles Fotomotiv.

Weiterhin begleiten uns die gespenstisch zerfressenen Birken. Man könnte meinen, es sei Herbst und die Blätter wären gefallen, aber so ist es halt nicht. Langsam frage ich mich, ob es auf dem ganzen Padjelantaleden so aussieht.

Blick auf das Flusstal
Blick auf das Flusstal des Vuojatädno. Hier machen wir Mittagspause.

Mittags finden wir einen tollen Rastplatz auf einem Steilhang, mit einem tollen Blick über das Flusstal des Vuojatädno. Zum Glück weht der Wind einigermaßen, sodass die Stechmücken Mühe haben, um uns herumzuschwirren und uns zu nerven.

Ganz in der Nähe befinden sich hier die historischen Rentier-Fanggruben, in denen die Sami früher wilde Rentiere gefangen haben. Allerdings sind sie wenig spektakulär anzuschauen, einfach ein paar Löcher im Boden, die mittlerweile natürlich etwas versandet sind. Trotzdem, wenn man ein wenig Fantasie hat, kann man sich zappelnde, zu Tode verängstigte Rentiere auf dem Grund vorstellen …

Schnell weiter. Wir passieren die Gisuris-Hütten. Hinter diesen Hütten führt der alte Pfad, der „Gamla Leden“, über die Loadjasvagge- Hochebene. Zugegeben, es reizt mich, diesen Weg über die Hochebene zu nehmen (alleine schon wegen der Stechmücken). Was mich davon abhält, ist der Hinweis im Führer, dass es kaum geeignete Zeltplätze gibt. Dieser Weg ist eine Abkürzung, geht nur 16 km statt 23 km, aber dafür steil nach oben. Leider ist es auch schon Nachmittag, sodass wir davon absehen. Auch wenn es zurzeit 24 Stunden hell ist, braucht man irgendwann eine Schlafpause, und die will ich schon im Zelt verbringen. Falls irgendjemand weiß, ob man doch dort oben zelten könnte, bitte einen Kommentar abgeben!

Ahkka-Massiv, im Vordergrund Schwemmland
Manchmal sind sogar die Bohlen überschwemmt. Blick zurück auf das Ahkka-Massiv.

Wir folgen also lieber dem Lauf des Vuojatädno, aber immer in respektvoller Entfernung, denn an den eigentlichen Fluss kommt man nicht heran. Das Gelände ist viel zu sumpfig. Wenn die Bohlen sehr tief eingesunken sind, haben wir auch schon mal die Schuhe ausgezogen und sind barfuß über solche Stellen. Nasse Füße wollen wir nämlich nicht.

Sami Dorf im Hintergrund.
Wir rasten auf einem Stein. Im Hintergrund ein Sami-Dorf.

Ein Gutes hat es, dass wir nicht den Weg auf die Hochebene genommen haben. Der Weg ist eben, leicht zu laufen und wir sehen von Weitem ein Sami-Dorf. Ein Schild lädt ein, dort zu übernachten und Fisch und Brot zu kaufen. Nun, wir haben ausreichend Vorräte.

Schließlich finden wir spät am Abend diesen wunderschönen Zeltplatz. Er liegt etwas erhöht und bietet einen spektakulären Blick sowohl zurück auf das Ahkka-Massiv und in Wegrichtung über den sich ausbreitenden Vuojatädno.

Blick zurück auf das Ahkka-Massiv
Blick zurück auf das Ahkka-Massiv
Blick auf das ausgedehnte Flusstal des Vuojatädno
Blick auf das ausgedehnte Flusstal des Vuojatädno

Es ist 21 Uhr abends und wir sitzen in der Sonne vor unserem Zelt, staunen die Landschaft an und wedeln ab und zu eine hartnäckige Stechmücke weg. Es ist einfach zum Träumen schön!

Padjelantaleden, Tag 3 – Dienstag, 12.07.2022

Auch dieser Tag beginnt mit sonnigem Wetter. Es wird bald so heiß, dass wir im T-Shirt laufen können. Das heißt aber auch, Angriffsfläche für die blutgierigen Stechmücken zu bieten. Wir probieren das in Schweden neuerworbene Mückenschutzmittel aus und stellen fest, dass es ziemlich gut wirkt, im Gegensatz zu unserem deutschen. Das wirkt eher noch anziehend auf diese Viecher. Allerdings werden wir später entdecken, dass es DEET enthält, was bedenklich für die Gesundheit ist. Hier muss jeder selbst entscheiden, ob er das nutzen will. 

PFad in Lappland
Der Weg führt auf gut begehbarem Untergrund über einen Wall, den der Fluss wohl irgendwann aufgeworfen hat.

Wir wandern auf einem vom Fluss aufgeworfenen Erdwall, der festen Boden bietet. Eine schöne Abwechslung zum nassen Schwemmland. Außerdem hat man von oben einen guten Überblick.

Schließlich gelangen wir doch noch ans Flussufer. Eine riesige Stahlbrücke führt über eine Insel auf die andere Seite. Hier kreuzt der Nordkalottleden den Padjelantaleden.

Wegweiser am Vuojatädno
Diese gewaltige Hängebrücke aus Stahl führt über den Vuojatädno.

Wir bleiben aber auf unserer Seite und gehen am Fluss entlang. Das Wetter reizt zum Baden, aber die Strömung ist viel zu stark. Und wieder führt der Weg fort vom Fluss, weil das Ufer einfach zu matschig ist.

Sami-Dorf Saluhavrre
Sami-Dorf Saluhavrre

Von oben erblicken wir eine weitere Sami-Siedlung. Wir wundern uns, weil sich dort keine Menschenseele bewegt. Erst später werden wir erfahren, wo die Leute alle sind.

So langsam nerven die Stechmücken. Wir werden ganz nervös. Es ist so heiß, wir laufen schon seit Stunden, aber stehenbleiben ist unmöglich, ohne aufgefressen zu werden. Wir treffen ein paar entgegenkommende Wanderer, aber die sind die Mücken offenbar schon gewöhnt und nehmen es gelassen.

Pause mit Blick auf den Vastenjaure
Pause mit Blick auf den Vastenjaure. Endlich kommt Wind auf.

Der Weg führt jetzt bergauf und wir schwitzen noch mehr. Aber wir sehen einen felsigen Berggipfel etwas abseits vom Weg und beschließen, dort unsere Mittagspause zu verbringen. Und als hätte der Wind uns erhört, kommt eine steife Brise auf und verjagt die Mücken.

So ein schöner Platz! Wir haben einen tollen Blick über den See und hinüber auf die norwegischen schneebedeckten Berge. Was will man mehr! Wir futtern unsere Riegel und faulenzen.

Wir laufen ein Stück und machen gleich wieder eine Pause. Ach ja. Warum sich beeilen?

Blick auf schneebedeckte norwegische Berge
Bei diesem schönen Wetter muss man einfach ziemlich oft eine Pause einlegen und genießen

Wir erreichen den ersten Bachlauf, über den keine Brücke führt. Okay, das heißt also, Schuhe aus und Trekkingsandalen zum Furten anziehen. Doch dann überlegen wir es uns anders und wandern an seinem Ufer ein ganzes Stück bergauf, bis wir eine wunderbare Stelle zum Baden und Wäschewaschen finden.

Baden im Fluss
Wäsche waschen und baden.

Es ist erst 16 Uhr, aber was soll’s. Kilometer machen können wir auch noch morgen, wer weiß, ob das schöne Wetter hält.

Zeltplatz am Vastenjaure
Zeltplatz oberhalb des Vastenjaure in der Abendsonne.

Hier trifft übrigens der „Gamla Leden“, also die alte Wegführung über die Hochebene, wieder auf den Padjelantaleden. Wir gehen den alten Pfad ein Stück nach oben und finden einen tollen Platz für unser Zelt.

Padjelantaleden, Tag 4 – Mittwoch, 13.07.2022

Gut, dass wir die Wäsche gewaschen haben, denn der Tag beginnt zwar noch warm, aber drohend bewölkt.

Laddejakka-Hütten.
Laddejakka-Hütten. Der Weg führt steil ins Tal hinab, wo der reißende Laddejakka fließt. Von dort steigt man an den Schneefeldern wieder hinauf. Dort sind die Sami-Zelte.

Bei den Laddejakka-Hütten begrüßt uns eine sehr nette Hüttenwirtin und erzählt uns, dass die Sami zurzeit die Rentiere zusammentreiben, damit die Jungtiere markiert werden können. Das machen sie nachts. Sie schlägt vor, dass wir oben auf dem Berg zelten und uns das Spektakel anschauen. Wir zögern. Es ist noch früh am Morgen.

Das Sami-Zeltdorf. Weit verstreut stehen die Zelte.
Das Sami-Zeltdorf. Weit verstreut stehen die Zelte.

Wir steigen den Berg hinauf zu den Zelten. Die Luft wird kälter und die Wolken dunkler. Obwohl es verlockend scheint, eine riesige Rentierherde beim Zusammentreiben zu beobachten, beschließen wir weiterzugehen. Das Wetter ist einfach zu bedrohlich.

Rentiergehege
In dieses Gehege werden die Rentiere getrieben. Es riecht streng nach Tierdung. Schade, momentan ist kein einziges da.

Der Weg führt mitten durch das Sami-Zeltdorf. Jetzt wissen wir auch, wo all die Bewohner sind, die wir in den Dörfern nicht gesehen haben. Wir sehen Schaukeln für die Kinder, Trockengestelle, Kinderwägen und Motorräder. Die Motorradspuren finden wir auf unserem weiteren Weg ständig.

Schneefeld
Auf der Hochebene halten sich Schneefelder, die allerdings durch das schöne Wetter in den letzten Tagen angetaut sind.

Wir verlassen die Zeltstadt und wandern über die Hochebene zwischen den Bergen hindurch. Jetzt fängt es an zu nieseln. Wir ziehen uns endlich unsere Jacken an, denn nun geht es nicht mehr steil bergauf und wir kühlen sofort aus.

Das Nieseln geht über in richtigen Regen und wir ziehen zum ersten Mal unsere Regensachen an. Die werden wir den Rest der Reise nicht mehr los …

Blick auf die Arasluokta-Hütten
Blick auf die Arasluokta-Hütten

Es ist schade, dass der Himmel so voller Wolken ist. Wir steigen in das nächste Tal ab, sehen aber nicht viel wegen des Nebels. Erst gegen Abend, als wir die Arasluokta-Hütten erreichen, hört der Regen auf.

Wir beschließen, kurz hinter den Hütten zu zelten, denn auch wenn es momentan aufgehört hat, kann es doch jederzeit wieder anfangen und wir möchten das Zelt wenigstens trocken aufstellen.

Etwa einen Kilometer nach den Hütten finden wir einen geeigneten Platz.

Zeltplatz nahe der Arasluokta-Hütten
Zeltplatz nahe der Arasluokta-Hütten

Die Stechmücken sind wieder fleißig unterwegs, sodass wir im Zelt essen müssen. Es ist richtig kalt geworden und wir sind froh über unsere Daunenjacken.

In solchen Momenten finde ich es echt gut, dass unser 3-Personen-Zelt so groß ist, auch wenn ich etwas mehr schleppen muss. Bei so einem Wetter und mit den Millionen Stechmücken draußen ist es geräumig und gemütlich. Gute Nacht.

Padjelantaleden, Tag 5 – Donnerstag, 14.07.2022

Wandern im Nebel
Brr – was für ein Wetter

Am nächsten Morgen ist das Wetter nicht besser. Glücklicherweise regnet es nicht, sodass wir das Zelt zwar feucht, aber nicht patschnass einpacken können. Trotzdem müssen wir unsere volle Montur Regenklamotten überwerfen, denn die Luft hängt voller Tropfen. Und es dauert auch nicht lange, dann fängt es wieder an zu regnen.

Staloluoktahütten
Wir kommen am Nachmittag in Staloluokta an. Nach wie vor regnet es.

Der Regen ist nicht stark, aber stetig. Ehrlich gesagt, mir würde er nichts ausmachen, wenn nicht die ganzen Berge im Nebel verborgen wären. Unter meinem Poncho ist es kuschelig warm und trocken. Aber ich ärgere mich, dass wir die ganze Schönheit der Landschaft nicht sehen können.

Mit Staloluokta haben wir etwa die Hälfte des Padjelantaleden hinter uns. „Luokta“ ist übrigens das samische Wort für Bucht. Eigentlich ist dieser kleine Ort im Sommer ein beliebter Ausflugsort für Touristen, aber uns präsentiert er sich nur trostlos und nass.

Staloluokta Hubschrauber
Ein Hubschrauber landet in Staloluokta.

Der Hubschrauber verkehrt übrigens regelmäßig zwischen Kvikkjokk, Staloluokta und Ritsem. Man kann ihn auch extra für sich ordern. Mir scheint, heute fliegt er besonders oft – offenbar geht vielen Wanderern das Wetter auf den Keks.

Mir im Moment überhaupt nicht, denn wir entdecken Parfas Kiosk. Es ist nur eine kleine Bretterbude, aber vollgestopft mit allerhand Köstlichkeiten, die der hungrige Wanderer käuflich erwerben kann – sogar mit Kreditkarte. Wir erstehen diese zwei frischen Äpfel und fühlen uns wie im siebten Himmel.

Äpfel
Eine willkommene Abwechslung zum ewigen Tütenessen!

Plötzlich ist unsere Laune trotz Regens absolut oben. Wir schlendern durch das Dörfchen, erblicken die Staloluoktahütten und bemerken, dass fast alle Wanderer dort einkehren. Einige beobachten uns vom Fenster. Wir aber besichtigen noch die Kirchen-Kote – eine Kirche vollkommen mit Grassoden bewachsen, und beschließen, weiterzuwandern.

Kirchen-Kote Staloluokta
Kirchen-Kote Staloluokta. Leider ist sie verschlossen, aber zum Fenster kann man hineinspähen.

Der Regen wird nun leider stärker. Wir halten Ausschau nach einem Zeltplatz, aber vorher müssen wir noch unsere Wasserflaschen auffüllen. Sonst gibt es alle paar Meter einen Bach, aber dieses Mal laufen wir noch gut zwei Kilometer, ehe wir auf einen kleinen See stoßen. Dort in der Nähe zelten wir. Die ganze Nacht prasselt der Regen auf unser kleines Zelt …

 

Padjelantaleden, Tag 6 – Freitag, 15.07.2022

Ich wache auf – es regnet. Okay, ich drehe mich wieder um und schlafe weiter.

Ein paar Stunden später regnet es immer noch. Ich wische den Boden – mittlerweile tropft es ins Zelt –  und beneide meine Tochter um ihren guten Schlaf. Ziemlich oft höre ich den Hubschrauber, zumindest am Vormittag. Am Nachmittag verstummt er. Alle Wanderer haben sich ausfliegen lassen.

Als die Tochter gegen Mittag immer noch schläft (unglaublich, das macht sie sonst nie) und der Regen weiter beharrlich prasselt, beschließe ich, dass dieser Tag ein Zelttag bleiben wird. Das Frühstück wird zum Mittagessen und das Abendessen fällt aus. Wir lesen, hören Hörbücher und dösen den ganzen Tag.

Im Zelt
Wir verbringen den ganzen Tag im Zelt.

Ich raffe das Innenzelt mit Sicherheitsnadeln, damit es nicht das Außenzelt berührt und noch mehr tropft. Außerdem spanne ich eine Art Baldachin mit meinem Handtuch über unseren Köpfen. Wassertropfen im Gesicht sind eklig.

Ich verfluche das undichte Zelt …

Padjelantaleden, Tag 7 – Samstag, 16.07.2022

Regenkleidung trocknen
Wir trocknen unsere Regenkleidung im Wind, während wir zusammenpacken

Wie durch ein Wunder hört es am nächsten Morgen auf zu regnen. Wir springen aus dem Zelt und strecken unsere steifen Glieder. Schnell spanne ich die Wäscheleine auf, um die nassen Sachen wenigstens ein bisschen zu trocknen. Viel bringt es nicht, denn die Luft ist immer noch schwer von Feuchtigkeit.

Die Schuhe sind natürlich immer noch quietschnass. Aber man gewöhnt sich dran. Fast.

Der Pfad hat sich in einen Bach verwandelt
So sehen die Wege nach drei Tagen Dauerregen aus. Der Pfad hat sich in einen Bach verwandelt.

Das Fortkommen ist nach diesen Regentagen ziemlich erschwert. Ständig müssen wir kleine Umwege durchs Gestrüpp nehmen, wenn wir nicht im Bach, der vorher ein Weg war, laufen wollen.

See, über die Ufer getreten
Auch die Seen sind über die Ufer getreten. Die Büsche ersaufen im Wasser.

Immerhin bleibt es den Vormittag über trocken. Dafür treffen wir ständig auf kleine Bäche, die keine Brücke haben und richtig viel Wasser führen. Heul. Bei schön warmen Wetter mag das ja angehen – aber bei diesen Eistemperaturen und klatschnassen Schuhen ist das nicht mehr angenehm.

Furtstelle
Schon wieder ein Bach, wo wir unsere Schuhe ausziehen müssen.

Aber der Tag hält für uns ein besonderes Highlight bereit. Inzwischen sind wir hoch in die Berge aufgestiegen ins Kahlfjäll. Die Zwergsträucher sind verschwunden und wir wandern über eine baumlose Hochebene. Als wir uns an einen riesigen Findling pressen, um in seinem Windschatten unsere Riegel zu verzehren, sehen wir sie – unsere erste (und auch letzte) Rentierherde!

Rentierherde
Eine Rentierherde kommt neugierig auf uns zu.

Erst sehen wir sie ganz weit weg oben auf dem Hügel. Dann kommen sie tatsächlich her zu uns und beäugen uns neugierig, ehe sie davonrennen. Wir sitzen da und sind überwältigt.

Sorry für das Gewackel und die Windgeräusche, aber wer kann schon ein Handy ruhig halten, wenn man nichtsahnend während des Essens von einer Rentierherde überrascht wird!

Wir gehen weiter, noch ganz beschwingt. Doch nun beginnt es zu regnen und der Wind wird stärker. Etliche Stunden stapfen wir stumpf durch das miese Wetter und mir ist mittlerweile klar, dass wir heute in einer Hütte Schutz suchen werden. Irgendwann hat nämlich auch meine Leidensfähigkeit ihre Grenzen.

Doch vorher gilt es noch zwei breite Flüsse zu durchwaten. Der erste ist tief und jagt uns einen ganz schönen Schrecken ein. Das Foto findest du im Ausrüstungsartikel. Dieser hier ist der zweite Fluss und nicht so tief, dafür unheimlich breit. Also erneut die triefenden Schuhe und Socken ausziehen und die Hose bis zum Knie hochkrempeln. Kannst du dir vorstellen, wie kalt es ist?

flacher Fluss zum Durchwaten
Dieser breite Fluss steht noch zwischen uns und einer trockenen, warmen Hütte. Auf der kleinen Insel befindet sich ein Fels, der den Weg weist.

Zum Glück sind die Hütten schon in Sichtweite. Kaum oben angekommen, läuft uns die verantwortliche Hüttenfrau entgegen und bringt uns in eine Sechsbetthütte. Wir heizen die beiden Gasöfen (einer im Trockenraum) auf volle Pulle, trotzdem dauert es noch eine ganze Weile, ehe ich mich entschließen kann, mich aus meiner Daunenjacke herauszuschälen. Später kommt noch ein Pärchen, und wir verbringen einen netten Hüttenabend zusammen.

Schutzhütte Duottar
In den Duottar-Schutzhütten. Wasser holt man mit den Eimern aus dem See, kochen kann man Gas.

Padjelantaleden, Tag 8 – Sonntag, 17.07.2022

Es ist ganz ungewohnt, dass niemand eine Wetterprognose abgeben kann. Dies liegt am fehlenden Netz. Auf dem gesamten Padjelantaleden gibt es weder Handy-Empfang noch Internet. Dafür ein Thermometer an der Hüttenwand – es zeigt bei unserer Ankunft 4°C und sinkt in der Nacht auf 2°C.

Dementsprechend lang sind unsere Gesichter, als das Wetter am nächsten Morgen keinen Deut besser ist.

Blick zurück auf die Duottar-Hütten
Blick zurück auf die Duottar-Hütten

Immerhin sind unsere Schuhe im vollbeheizten Trockenraum zwar nicht ganz trocken geworden, aber immerhin nur noch feucht! Nicht nass!

Trotzdem regnet es weiterhin dünn. Unser Trost ist, dass wir heute die hochalpine Zone des Padjelantaleden verlassen und ins Tal absteigen. Dort soll das Wetter etwas besser sein, behaupteten unsere Hütten-Mitbewohner, die die Runde entgegengesetzt laufen. Zumindest der Wind wäre weg.

Blick auf die Darreluopal-Hütten
Blick auf die Darreluopal-Hütten. Ab jetzt geht es bergab.

Sie haben Recht. Je tiefer wir steigen, desto wärmer wird es und der Wind lässt auch nach. Sogar der Regen hört auf. Wunderbar!

Der Hüttenwart der Darreluopal-Hütten hält ein Schwätzchen mit uns und warnt uns vor der kommenden Flussüberquerung. Er zeichnet mit einem Stock den Fluss, die kleine Insel in der Mitte und den Weg, den wir gehen sollen, in den sandigen Boden. Es hört sich etwas kompliziert an.

Flussüberquerung
Eine weitere Flussüberquerung ist geschafft. Es war nicht so schlimm, wie wir befürchtet hatten.

Als wir etwa zwanzig Minuten später vor dem besagten Fluss stehen, schauen wir uns vielsagend an. Wer ist so blöd, an der tiefsten Stelle in den Fluss zu springen, nur weil der Weg dort aufhört? Natürlich hätten wir uns auch ohne Warnung eine bessere Stelle gesucht.

Gleich neben dem Fluss setzen wir uns gemütlich auf einen Stein und essen unsere Mittagsriegel. Plötzlich steht der Hüttenwart vor uns. Verdutzt schauen wir ihn an.

Er wollte nur nach dem Rechten sehen, erläutert er. Wir hätten so lange gebraucht, da hätte er sich Sorgen gemacht.

Offenbar hat er uns mit dem Fernglas beobachtet und die leuchtend orange Rucksackbedeckung meiner Tochter ist ja nicht zu übersehen. Wir haben wohl am falschen Platz unsere Mittagspause gemacht!

Der Regen hört auf, hurra! Unsere Laune steigt ins Unermessliche.

Laut Führer stehen auf dieser Strecke noch drei Watstellen dicht hintereinander an, und nach der ersten lassen wir einfach unsere Trekkingsandalen an. Das ständige Aus- und Anziehen der Schuhe geht auf die Nerven.

Dunkle Wolken
Die Sonne ist da! Nur der Weg ist noch überschwemmt.

Sogar die Sonne kommt heraus, auch wenn es dort, wo wir herkommen, immer noch drohend schwarz aussieht. Wir bemühen uns, dem Regen davonzulaufen.

Der Weg führt nun am Fluss Tarrajakka entlang, durch Birkenwald mit dichtem Buschbestand und sumpfigem Boden. Gegen Abend werden wir unruhig. Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt zum Zelten, aber wo? Alles ist voller Bäume.

zerstörte Brücke
Der Weg führt durch einen Birkenwald mit dichtem Unterholz. Keine Chance, ein Zelt aufzustellen.

Schließlich entdecken wir einen kleinen Pfad, der vom Hauptweg abzweigt und siehe da! Hinter einem kleinen Hügel befindet sich ein wunderschöner Platz für unser Zelt.

Zeltplatz im Tarradalen
Zeltplatz im Tarradalen

Das Zelt ist noch nass, daher lassen wir das Innenzelt zunächst trocknen. Währenddessen kochen wir Abendessen. Die Aussicht auf die gegenüberliegende nahe Bergwand ist beeindruckend und wir ziehen alles an, was wir haben, um den Stechmücken keine Angriffsfläche zu bieten. Es ist einfach zu schön draußen!

Padjelantaleden, Tag 9 – Montag, 18.07.2022

Bohlenweg
Der Morgen beginnt sonnig – wie schön!

Wir marschieren im Sonnenschein das Flusstal entlang. Es ist wunderschön hier – überall wachsen Blumen und die Berge sind atemberaubend. Wir wagen zu hoffen, dass die Schlechtwetterphase endlich vorbei ist. Der Hüttenwart der Darreluopal-Hütten sagte uns gestern, dass das Barometer steigen würde – wenn auch nur ganz langsam.

Aber leider hat sich das Barometer getäuscht. Es zieht wieder zu und beginnt zu nieseln. Trotzdem sind die Wiesen ein toller Anblick.

Pfad über eine Wiese
Diese Wiese ist hauptsächlich mit Wollgras bewachsen. Sehr hübsch.

Eine Weile führt der Weg direkt am Tarrajakka entlang. Der Fluss strömt schnell und wir verbringen unsere Mittagspause an seinem Ufer.

Der Fluss Tarrajakka
Der Fluss Tarrajakka

Schließlich wendet sich der Weg vom Ufer weg und wir gehen erneut durch dichtes Unterholz. Hier strömt plötzlich ein ehemals kleiner Nebenfluss außer Rand und Band geraten kreuz und quer durch den Wald.

Fluss im Wald
Da müssen wir jetzt irgendwie rüber – möglichst ohne Schuhausziehen!

Wir hüpfen von Stein zu Stein und haben einen Heidenspaß. Wir schaffen es tatsächlich ohne nasse Socken auf die andere Seite. (Okay, eigentlich sind sie immer noch nass. Also müsste ich korrekt schreiben: Ohne noch nassere Socken.)

Wieder streifen wir den majestätischen Tarrajakka. Links von uns erhebt sich das Tarrekaisemassiv.

Bohlenweg entlang des Tarrajakka
Bohlenweg entlang des Tarrajakka

Eine schwierige Stelle haben wir noch vor uns, im Führer als „Geröllfeld“ erwähnt. Tatsächlich klettern wir eine ganze Weile über Steine, ehe wir den Fluss in der Mitte erreichen. Er muss gestern noch ein reißender Strom gewesen sein, wie uns entgegenkommende Wanderer berichtet haben. Jetzt aber können wir ihn ganz gemütlich überqueren.

Ein weiterer Fluss, den wir durchwaten müssen.
Ein weiterer Fluss, den wir durchwaten müssen.

Wir erreichen das Ufer des Tarraure. Dort wollen wir zelten, aber wählerisch, wie wir sind, verwerfen wir alle möglichen Plätze, die nur Blick auf Baumstämme bieten. Die Strafe für unsere Mäkeligkeit besteht darin, dass wir noch zwei Stunden am Ufer entlang durchs Unterholz latschen müssen, bis es schließlich 21 Uhr ist. So spät haben wir noch nie unser Zelt aufgestellt.

Aber was für ein Zeltplatz!

Abendessen mit Sonnenuntergang
Abendessen mit Sonnenuntergang am Seeufer

Direkt hinter uns ist das Zelt. Ist das nicht einmalig hier!

Padjelantaleden, Tag 10 – Dienstag, 19.07.2022

Unser Zeltplatz am Akkaure am nächsten Morgen
Unser Zeltplatz am Tarraure am nächsten Morgen

Es ist sonnig und sehr windig – wir lassen es gemütlich angehen und waschen erst einmal unsere Wäsche. Und uns auch. Das Wasser ist so eisig, dass man nach ein paar Sekunden die Beine nicht mehr fühlen kann. Es kostet Überwindung, den Kopf ins Wasser zu stecken, um die Haare zu waschen. Und es tut weh!

Egal. Wir sind sauber.

Gegen Mittag erst brechen wir auf und erklimmen die Anhöhe hinter dem See. Wir haben es nicht eilig. Eher zögern wir bei jedem Schritt, denn das Ende der Tour ist nah. Rein theoretisch könnten wir heute Kvikkjokk erreichen – wollen wir aber nicht. Noch eine Nacht auf dem Padjelantaleden wäre schön …

Blick zurück auf den Tarraure
Blick zurück auf den Tarraure

Eigentlich ist der Tarraure gar kein richtiger See, sondern eher eine breite Stelle des Tarraätno, wie der Fluss inzwischen heißt. Die Sami kennen ein eigenes Wort dafür: luoppal – eine seeartige Erweiterung eines Flusses.

Die Njunjeshütten - die letzten Hütten vor Kvikkjokk, der Endstation des Padjelantaleden
Die Njunjeshütten – die letzten Hütten vor Kvikkjokk, der Endstation des Padjelantaleden

Hinter den Njunjeshütten ändert sich die Landschaft. Statt Birkenwälder dominieren jetzt Fichten.

Fichtenwald
Blick über den Fichtenwald zurück zu den Bergen

Dass wir allmählich in der Zivilisation ankommen, merken wir nicht nur am Netz, das plötzlich wieder da ist, sondern auch am sich verbreiternden Pfad. Zwar kann ich mir überhaupt nicht vorstellen, dass hier ein Autofahrer Lust hat, über den mit riesigen Steinen gespickten und mit Büschen bewachsenen Weg zu fahren, aber die Brücken sind offenbar auf Fahrzeuge ausgelegt.

hölzerne Autobrücke
Echt jetzt? Hier soll ein Auto drüberfahren? Und das ist noch eine der besten Brücken …

Ist uns auch egal, wir laufen lieber.

Wir überlegen, ob wir im Wald zelten sollen. Aber die Stechmücken plagen uns wie verrückt (wir laufen mit Kopfnetz, es geht nicht anders) und irgendwie passt uns keiner der Plätze, die wir finden. Und dann geht es nicht mehr weiter. Wir haben die Anlegestation erreicht. Hier müssen wir bis morgen früh um 9:30 Uhr warten, bis das Boot kommt.

Zeltplatz an der Anlegestelle vor Kvikkjokk
Zeltplatz an der Anlegestelle vor Kvikkjokk

Der beste Platz war schon belegt, und weil die Stechmücken immer wütender werden, bauen wir unser Zelt direkt neben dem Weg auf. 

Schau dir das mal an! —>

Padjelantaleden, Tag 11 – Mittwoch, 20.07.2022

Wir bleiben so lange im Zelt wie möglich – wegen der Stechmücken. Es trudeln immer mehr Wanderer ein, die ebenfalls übersetzen wollen. Als das Boot dann kommt, sind wir schon 8 Leute.

Boot nach Kvikkjokk
Das Boot kommt. Mittlerweile warten mit uns 8 Leute, die nach Kvikkjokk übersetzen wollen.

Zum Glück passen alle ins Boot. Wir warten sogar noch ein paar Minuten, ob nicht doch noch jemand kommt.

Blick zurück auf die Anlegestelle Bobäcken.
Blick zurück auf die Anlegestelle Bobäcken.

Die Fahrt dauert eine halbe Stunde. Die Bootsführerin ist recht gesprächig und erzählt allerhand interessante Dinge über das Flussdelta. Beispielsweise ist die Landzunge auf dem unteren Bild recht schmal und wird wohl im Lauf der nächsten Jahre komplett verschwinden. Wie sich das auf die Strömungen und die gesamte Landschaft im Flussdelta auswirken wird, ist unklar und spannend. Auch erzählt sie uns, dass dieses Jahr die Lemminge verschwunden sind. Keiner hat einen gesehen.

Bootsfahrt mit Gepäck nach Kvikkjokk
Auch das Gepäck muss mit

Wir verbringen noch einen Tag in Kvikkjokk auf der Fjällstation, weil ich erst für den Tag darauf eine Zugverbindung buchen konnte. Kvikkjokk ist allerdings wirklich klein und natürlich fängt es am Nachmittag wieder wie aus Kübeln an zu schütten. Der Regen hört auch am nächsten Tag nicht mehr auf.

Zimmer In der Kvikkjokk Fjällstation
In der Kvikkjokk Fjällstation

Wir treffen Vater und Tochter aus Kaiserslautern wieder, die ihre Tour durch den Sarek beendet haben. Sie waren genau wie wir vom Regenwetter der letzten Tage gebeutelt worden. Bis Stockholm fahren wir im selben Zug.

Tja, das ist nun leider das Ende unserer Reise. Müsste ich ein Fazit ziehen – ich würde die Tour sofort noch einmal machen. Trotz des überwiegend schlechten Wetters. Jetzt, wo ich diese Zeilen schreibe und die Tour quasi noch einmal erlebe, sind die nervigen Teile wie Stechmücken, Regen, nasse und kalte Füße schon absolut überblendet von der Sehnsucht nach der ungeheuren Weite dieser Berge und der überwältigenden Natur dort oben. Mit Sicherheit bleibt das nicht meine einzige Reise in den Norden Skandinaviens.