South West Coast Path – Wandern mit Kindern

Wandern mit Isomatte und Zelt auf dem Rücken, und das drei Wochen lang? Ehrlich? Das machen deine Kinder mit? Ich erntete ungläubige Blicke, manchmal sogar mitleidige („Die armen Kinder!“), wenn ich von meinen Reiseplänen erzählte.

Mit diesem Reisebericht möchte ich dir Mut machen, mit deinen Kindern auch mal etwas Außergewöhnliches zu unternehmen, abseits von Bettenburgen und Touristeneinrichtungen. Kinder sind belastbarer als viele denken und man kann ihnen auf diese Weise die Natur wunderbar näherbringen. Meine beiden ältesten Kinder waren knapp 11 und 13 Jahre, als wir diese Wanderung unternahmen und ich freue mich jedes Mal, wenn sie wieder von unserer Reise im Sommer schwärmen.

Gezeitenbrücke bei Newquay
Die Gezeitenbrücke bei Newquay – Startpunkt unserer dreiwöchigen Reise. Zum Glück war gerade Ebbe.

Der South West Coast Path

Auf der Suche nach einem geeigneten Wanderziel, das auch Kinder bewältigen und begeistern könnte, stieß ich auf den South West Coast Path in Südengland. Das Klima ist ideal zum Wandern, nicht zu heiß und nicht zu kalt, allenfalls ein bisschen feucht. Die Infrastruktur ist gut, sprich, wir wären nicht in der totalen Wildnis, falls was passieren würde. Außerdem, da Kinder nicht so viel tragen sollten wie Erwachsene, war es auch wichtig, dass ausreichend Einkaufsmöglichkeiten vorhanden sein würden. Der Reiseproviant machte einen Großteil des Gewichts aus, das wir auf dem Rücken trugen.

Da der Pfad ursprünglich für die Küstenwache angelegt wurde, um etwaige Schmuggler zu erwischen, verläuft er zum größten Teil direkt am Meer entlang mit atemberaubenden Aussichten – ein weiterer Pluspunkt.

Route auf Karte Cornwall
Dieser Kartenausschnitt zeigt unsere Route. Die rote Linie sind wir gelaufen, die blaue mit dem Bus (bzw. Fähre) gefahren.

Der South West Coast Path beginnt offiziell in Minehead in Devon und endet in Poole in Dorset (oder umgekehrt, je nachdem). Auf der Karte siehst du nur einen Ausschnitt, weil der gesamte Pfad 1014 km lang ist und somit der längste der National Trails, die durch Großbritannien führen. Um ihn komplett zu laufen, muss der geübte Wanderer etwa 8 Wochen einplanen, je nach Kondition. Das schafften wir natürlich nicht, allein durch unsere Zeitvorgabe von drei Wochen. Auf der Karte siehst du, dass wir selbst in drei Wochen nur einen Bruchteil gewandert sind!

Es ist aber vor allem mit Kindern sinnvoll, eher weniger Kilometer einzuplanen und gemütlich vorwärtszukommen. Der Spaß am Wandern und der Natur soll ja schließlich im Vordergrund stehen und nicht die Leistung.

Wegweiser
Wegweiser

Drei Wochen lang wies uns die Eichel, das Wahrzeichen des South West Coast Path, den Weg. Wer aber meint, sich alleine auf die Beschilderung verlassen zu können, muss damit rechnen, ab und zu in die Irre zu laufen. Obwohl der Pfad sehr gut ausgeschildert ist, ist es uns trotzdem häufig gelungen, uns zu verlaufen.

Der Weg ist generell gut in Schuss gehalten und prinzipiell auch für ungeübte Wanderer geeignet. Die meisten Leute, die wir trafen, waren Tagesausflügler, die nur einen gewissen Abschnitt wanderten. Backpacker, wie wir es waren, sahen wir erstaunlicherweise selten.

steil bergauf
Es geht hier steil bergauf. Das gibt Muskelkater!

Allerdings ist der Weg auch kein Spaziergang. Es gibt zahlreiche Flussmündungen, die sich tief in die Klippen geschnitten haben und dann heißt es, auf der einen Seite heruntersteigen und auf der anderen wieder herauf. Diese Abschnitte sind zum Teil sehr steil und kosten wahnsinnig Kraft.

Es heißt, wer den gesamten Pfad gelaufen ist, hat ca. 35000 Höhenmeter überwunden, mit anderen Worten, er ist mehr als zweimal den Mount Everest hoch und runtergestiegen. Das will schon etwas heißen!

Wenn du also vorhast, ebenfalls den Coast Path zu wandern, sollten deine Kinder vielleicht schon die eine oder andere Wanderung hinter sich gebracht und ein Mindestmaß an Kondition aufgebaut haben. Für Kinder, die selten zu Fuß gehen und überallhin von Mama oder Papa gefahren werden, wird dieser Weg sehr anstrengend sein!

 

Kinder studieren Wanderkarte
Immer wieder studieren wir die Karte. Selbst wenn der Pfad immer an der Küste entlangführt, die Campingplätze liegen meist etwas im Landesinneren und dann ist es wichtig, dass man den richtigen Abzweig nicht verpasst.

 

am Gillian Creek
Hier siehst du mich am Gillian Creek, dick mit Sonnencreme eingeschmiert. Die Ebbe hat schon eingesetzt, was an dem schlammigen Ufer gut zu erkennen ist.

Meeresarme wie den Gillian Creek gibt es im South West Coast Path auch zuhauf. Hier heißt es dann entweder einen großen Umweg ins Landesinnere in Kauf zu nehmen, oder es gibt eine Fähre, oder du wartest wie wir hier auf die Ebbe.

Die Kinder vertrieben sich die Zeit mit einem Bad im meerwärts strömenden Fluss – ein Heidenspaß!

Den Fluss überquerten wir dann nach etwa zwei Stunden Wartezeit im Bikini bzw. Badehose und barfuß…

 

Es gab sowohl sehr leicht zu begehende Abschnitte mit breiten Wegen, wo man bequem nebeneinander hergehen und sich unterhalten konnte, aber auch schwierigere Abschnitte, die besonders mit Rucksäcken nicht ganz einfach waren.

Kinder klettern mit Rucksäcken über Felsen
Das Gewicht der Rucksäcke drückt nach vorne, nicht ganz ungefährlich bei solchen Passagen.

Auch der Wind ist nicht zu unterschätzen. Die Rucksäcke samt ihren Aufbauten wirken ein bisschen wie Segel, sodass man schon einmal kräftig zur Seite geblasen wird. Zum Glück kommt der Wind meistens vom Meer her, sonst könnte so eine Böe in manchen Fällen lebensgefährlich werden, denn an vielen Stellen ist die Klippe steil und der Pfad schmal.

Es gab auch ziemlich blöde Strecken. Vor St Ives liefen wir kilometerweit an Autostraßen entlang, das war ziemlich laut, gefährlich und einfach nur nervig. Kurzerhand entschlossen wir uns, mit dem Zug in die Stadt einzufahren und uns diesen Streckenabschnitt zu ersparen. Da gibt es wirklich schönere Wege, wo es sich lohnt, sich die Hacken abzulaufen!

im Zug nach St Ives
Hier siehst du mich im Zug nach St Ives, mit Stirnband und Kappe gegen die Sonne geschützt.

Auch die Sonneneinstrahlung darf nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Gerade zu Beginn unserer Reise verbrannten wir uns die Haut, obwohl der Himmel bedeckt war. Erstaunlich. Aber es ging nicht nur uns so, wir begegneten vielen Wanderern mit sonnenverbrannter Nase! Also liefen wir in Zukunft immer nur weiß angeschmiert herum. Ich benutze grundsätzlich keine Sonnencremes mit Nanopartikeln, da nehmen wir lieber eine weiße Schicht auf der Haut in Kauf. Und am besten ist es überhaupt, sich mit Kappe, Stirnband und Kleidung zu schützen und nicht leichtsinnig zu werden. Das Stirnband schützt zudem noch empfindliche Ohren vor dem stetig wehenden Wind.

Kinder auf einem fast zugewachsenen Weg
Der Weg ist fast zugewachsen

Manche Wege waren links und rechts von Büschen und Bäumen gesäumt, sodass man wie in einem Tunnel ging. Ganz selten waren die Wege zugewachsen, sodass man sich ein bisschen durchdrücken musste, aber ansonsten war der Weg top in Schuss gehalten. Einmal trafen wir auf einen Trupp Arbeiter, die den Pfad mit Heckenscheren freischoren. Finanziert wird die Instandhaltung des Pfades übrigens von der South West Coast Path Association, die auch gerne neue Mitglieder und Förderer begrüßt.

 

 

Campingplätze

Da unser Reisebudget beschränkt war, entschied ich mich für Übernachtungen auf Campingplätzen. Wenn einem aber nicht der Sinn danach steht, ein Zelt samt Isomatten, Schlafsäcken etc. mit sich zu tragen, gibt es selbstverständlich  in jedem Ort Bed & Breakfast, Hotels, Pensionen und ähnliches, Dies ist aber nicht gerade billig, vor allem nicht in der Hauptsaison, auf die wir angewiesen waren wegen der Schulferien.

Mir gefällt an Campingplätzen, dass man so flexibel ist. In den allermeisten Fällen gibt es noch ein Plätzchen für unser kleines Zelt, sodass ich nicht vorbuchen musste. Ich hasse es, Unterkünfte vorzubuchen! Kein Mensch weiß doch, wie das Wetter wird, ob man heute gerade Lust hat, zwanzig Kilometer zu laufen oder nur drei oder ob sonst irgendetwas passiert, was einem hindern könnte, die vorgebuchte Unterkunft zu erreichen.

Einmal mussten wir viel bezahlen (siehe unten), einmal landeten wir auf dem Not-Zeltplatz (etwas abseits von der Hauptwiese neben einem abgewrackten Caravan, der besonders bei Dunkelheit echt gruselig wirkte), aber ansonsten bekamen wir immer problemlos einen Platz. Ich würde es immer wieder so machen!

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Preislich unterschieden sich die verschiedenen Campingplätze stark, der billigste war 10 Pfund, der teuerste 44,50 Pfund. Dieser eine war echt überteuert und das lag daran, dass nur noch ein Caravan-Stellplatz vollausgestattet mit Elektroanschlüssen frei war und die Dame an der Rezeption nicht bereit war, uns etwas nachzulassen. Das sah etwas komisch aus, unser Mini-Zelt auf dem riesigen Platz, nebendran die Luxuscaravans. Warum wir nicht einfach weitergezogen sind? Wir hatten die Rucksäcke voll mit Lebensmitteln, da es in den nächsten drei Tagen keine Einkaufsmöglichkeit geben würde, ich trug sogar noch eine Tasche in jeder Hand. Sprich, wir waren echt fertig…

 

Unser billigster und gleichzeitig der Campingplatz, der uns wegen seiner freundlichen Besitzerin am wärmsten in Erinnerung bleiben wird (Levant House Caravan & Camping Site, Levant Road, Pendeen)

In diesem Haus von 1850  lebt eine alte Dame, die in ihrem Garten einen Campingplatz ausgewiesen hat. Man sieht oben rechts ganz klein das Campingplatz-Schild. Wenn wir nicht jemanden gefragt hätten, hätten wir diesen Campingplatz nie gefunden. Die alte Dame war sehr herzlich, leistete uns beim Abendessen Gesellschaft und erzählte allerhand über die Minen in der Umgebung. Die Mine in der Nähe (Geevor Mine) wurde erst 1990 stillgelegt und sie erzählte, dass wenn man nachts das Ohr auf den Boden legte (z.B. beim Schlafen in einem Zelt!), konnte man die Explosionen der Sprengungen in der Tiefe hören. Aber auch über das Haus, ihr Leben (sie war Physik-Professorin) und ihre Reisen erzählte sie. Es war ein unglaublich netter Abend!

 

Hier haben wir ein richtiges Abteil für uns allein. Ein wunderschöner Zeltplatz bei The Lizard (Henry’s Campsite, The Lizard, Helston)

 

Brücke mit geschnitzten Gesichtern
Über diese Brücke mit geschnitzten hölzernen Figuren erreicht man unser Zeltabteil. Im Hintergrund ist die Tierwiese zu erkennen.

Henry’s Campsite war einer der schönsten auf unserer Strecke. Er war wundervoll angelegt mit Nischen und Ecken, überall Palmen, hölzerne Stege und natürlich die tolle Tierwiese. Es gab Hühner, Ziegen, Enten, Gänse, Lamas, Meerschweinchen und ein großes, dickes Schwein. Hier waren die Kinder stundenlang beschäftigt, die Tiere zu füttern und sich mit ihnen anzufreunden.

Schade, dass es auch immer wieder Kinder gab, die sich einen Spaß daraus machten, die Tiere zu jagen und zu erschrecken. Machten wir sie darauf aufmerksam, rannten sie fort und riefen uns blöde Sprüche nach. Das war ein Wermutstropfen in diesem mit Herzblut gestalteten kleinen Paradies, und ich hoffe doch sehr, dass dies nicht die Regel ist und der Campingplatz weiterhin seine Tiere so frei und schön halten kann.

Jugendherbergen

Man weiß ja nie, wie das Wetter wird! Aus diesem Grund besorgte ich uns Jugendherbergsausweise, denn die sind ja nochmal deutlich günstiger als Hotels oder B&Bs. Wie es aber so kam, an dem Tag, an dem wir wegen des Wetters so ein Hostel benötigt hätten, war es voll belegt (in Perranporth). Und tatsächlich übernachteten wir dann nur ein einziges Mal in einer Jugendherberge, in Portreath, und das auch nicht wirklich günstig mit 64 Pfund. Was ich nämlich nicht bedacht hatte, war, dass ich mit den Kindern ein Familienzimmer belegen musste und das ist natürlich auch nicht so billig. Aber es war auch mal schön, ein richtiges Bett und eine eigene Dusche und Toilette zu haben.

Jugendherbergen in der Region Cornwall

In Perranporth rächte sich meine Abneigung gegen das Vorbestellen von Schlafplätzen. Es war aber kein Problem, wir liefen einfach weiter zum nächsten Campingplatz. Wir hatten ja Regenjacken und -hosen!

Wie man auf der Karte aber auch sieht, ist die Dichte der Jugendherbergen nicht ausreichend, um jeden Abend unterzukommen. Es sei denn, man ist ein Marathonläufer.

Regentage

Dunkler Himmel und Nieselregen. Wir laufen über den Strand bei Ebbe nach Perranporth.

Ja, Regentage gab es auch. War ja zu erwarten in England. Doch mit der richtigen Kleidung sollte dies kein Problem darstellen. Was aber so nicht eingeplant war: Irgendwie schien der Regen in Cornwall die Angewohnheit zu haben, plötzlich loszuregnen, aber auch genauso schnell wieder aufzuhören. Ätzend, wenn man da immer anhalten, Rucksäcke abziehen, Regenjacke und –hose auspacken, anziehen und das Ganze in zehn Minuten wieder rückgängig machen muss.

Irgendwann waren wir dann zu faul. Es nieselte nur und wir waren vom Gehen sowieso erhitzt. Aber dann hielt sich der Regen nicht an seine Abmachung, schnell wieder aufzuhören, sondern wurde gaaanz, gaaaanz langsam stärker. Bis wir dann mal dachten, so jetzt wäre der geeignete Zeitpunkt, die Regensachen anzuziehen, waren wir schon ziemlich nass.

Jetzt die Gummisachen drüber? Nein, danke. Dann wären wir ja innen so nass wie außen. Wir liefen weiter, doch jetzt kam auch noch Wind auf und peitschte uns den Regen ins Gesicht. Jetzt wurde es richtig ungemütlich. Noch dazu waren wir auf dem Streckenabschnitt, wo es keine Campingplätze gab. Es war ca. 17 Uhr nachmittags und wir waren müde, hungrig und völlig durchnässt.

Aber, und das muss ich jetzt mal sagen, dank unserer supertollen Merinoschafwoll-T-Shirts froren wir in Bewegung nicht. Diese Kleidung kann ich nur echt weiterempfehlen, wenn jemand genau wie wir keinen Bock auf diese Plastik-Verschalung hat, die sich da Funktionskleidung nennt (mal böse ausgedrückt).

Hier an der Stelle muss ich meine Kinder sehr loben. Sie verloren nicht die Nerven, sondern stapften tapfer hinter mir her auf der Suche nach einem Platz, wo wir unser Zelt aufstellen könnten. Dummerweise war die Küste hier unmöglich steil, noch dazu waren überall die Minenschachtwarnungen, sodass wir nicht vom Weg wegkommen konnten. Erst bei Gurnards Head fanden wir einen Felsen etwas oberhalb des Pfades, vor dem eine Fläche einigermaßen eben war, sodass wir gerade so eben unser Zelt hinstellen konnten. Jetzt bau mal im strömenden Regen bei Seitenwinden und Böen mit klammen Fingern ein Zelt auf! Nun, irgendwie schafften wir es. Die nassen T-Shirts, Hosen und Schuhe warfen wir in die Apsis, die waren nicht mehr zu trocknen. Im Zelt mussten wir erst mal mit unseren Handtüchern das Wasser aufsaugen, das durch das Aufstellen, die Rucksäcke oder sonstwie reingekommen war. Wir krochen in unsere Schlafsäcke, wärmten uns auf und hörten zur Aufmunterung TKKG-Hörspiele, bis es dunkel war. Kochen konnten wir natürlich nichts, aber ein paar Äpfel, Gurken und Trockenfrüchte taten es auch.

Ich verlebte eine unruhige Nacht mit Wind und Regen. Die Kinder aber schliefen selig und rollten wegen des halt doch nicht ganz geraden Bodens ständig umeinander, während ich wach lag, Kinder zurechtrückte und mir Sorgen machte, wie es morgen weitergehen sollte. Das Schlimmste dabei war, dass unsere Schuhe total durchnässt waren und natürlich hatten wir keine Ersatzschuhe außer unseren Flipflops. Es regnete und regnete!

Aber manchmal muss man einfach dem Schicksal vertrauen. Die ganzen Sorgen waren unnötig, denn gegen 9 Uhr morgens klarte es endlich auf und wir konnten unsere Sachen auf einem nahegelegenen Felsen trocknen. Sogar die Sonne kam ab und zu raus! Die Widrigkeiten waren vergessen und die Laune wieder in Ordnung.

Wir trocknen unsere Sachen und putzen Zähne – mit Kokosöl, das ist biologisch abbaubar.

Was Kinder toll finden

Gerade bei einer mehrwöchigen Wandertour mit Kindern sollte man darauf achten, dass sie auf ihre Kosten kommen. Mit einer umwerfenden Landschaft kann man sie meistens nicht locken, da muss man sich schon etwas anderes einfallen lassen, um sie zu motivieren.

Gerade Tiere finden Kinder immer toll, und so verbrachten wir viel Zeit, um Kühe und Ponys zu streicheln und ihnen beim Fressen zuzuschauen. Zum Glück hatte mein Sohn auf seinem Fernglas bestanden, sodass wir sogar Robben und Delfine beobachten konnten.

Auf freilaufende Ponys trafen wir öfter. Natürlich waren sie nicht völlig frei. Es ist schon erstaunlich, welche Vielfalt an Gattern mit hunderten verschiedenen Öffnungsmechanismen, Brücken, Trittsteinen und ähnliches es gibt, die die Tiere in dem ihnen zugewiesenen Areal halten.

Die Ponys waren normalerweise scheu – dieses hier kam aber ganz neugierig an (Übrigens, falls du dich wunderst: Wir trocknen gerne unsere Handtücher beim Gehen ausgebreitet über den Rucksack). Die Ponys sorgen dafür, dass der Pfad und die Umgebung nicht verbuscht.

 

Auch durch unzählige Kuhweiden führte unser Weg. Diese Kühe hier sind noch sehr jung und kommen alle angelaufen, um uns zu begrüßen. Aber keine Angst, nicht immer sind sie so neugierig wie hier.

 

Eine zutrauliche Möwe. Erst fanden wir es toll, dass sie gar keine Angst hatte. Allerdings hatten wir Hunger und wollten in Ruhe essen. Die Möwe auch. Es war gar nicht so einfach, sie davon zu überzeugen, dass es unser Essen war und nicht ihres.

 

Sehr zu empfehlen: Der Campingplatz Henry’s Campsite in The Lizard mit einer riesigen Streichelwiese. Die Kinder waren so begeistert von der Tierwiese, dass wir extra einen Pausentag einlegten.

 

Oft ist es recht schwierig, eine Balance zu finden zwischen dem Zwang, den nächsten Campingplatz rechtzeitig zu erreichen und dem Bedürfnis der Kinder, eine Pause zu machen, zu spielen, im Meer zu baden und im Sand zu buddeln. Auch das Wetter hat man ja nicht immer im Griff. Manchmal kommt man an einem tollen Strand vorbei, aber es droht zu regnen und man möchte noch trocken den nächsten Zeltplatz erreichen. Da war es für mich nicht immer leicht zu entscheiden, ob nun Vernunft angesagt war oder der unmittelbare Spaß. Aber da es stets zwei gegen einen stand und ich ja nun auch nicht abgeneigt war gegen Pausen, kannst du dir denken, wie es oft ausging…

Was gibt es Schöneres, als im Meer zu baden und im Strand zu buddeln? Die Kinder fanden es nur schade, dass wir keine Schaufel und keine Taucherbrille mitschleppen konnten.

 

Kinder gucken in Minenschacht 

Immer wieder faszinierend: Die Minenschächte, aber auch die „Schmugglerhöhlen“ am Strand (hier bei Perranporth), die man bei Ebbe erkunden kann und die die Kinderfantasien beflügeln…

Kind rennt auf Spielplatz

Glaubt irgendeiner, die Kinder wären nach einem langen Wandertag erschöpft und ausgepowert? Nein, im Gegenteil, ab geht es auf den Spielplatz.

 

 

 

 

Bergbaulandschaft in Cornwall

Die Bergbaulandschaft von Cornwall und West-Devon gehört zur UNESCO-Weltkulturerbestätte. Diese Region trug einen bedeutenden Anteil zur industriellen Revolution in Großbritannien bei und nahm für den Bergbau weltweit eine Pionierrolle ein. Überall findet man Spuren einstiger Abbauaktivitäten, neben imposanten Maschinenhäusern und Schornsteinen leider auch einige kahle Abraumflächen und trostlos wirkende Industrieruinen. Unglaublich, auf welch schwierigem Terrain solche Maschinenhäuser gebaut wurden. Manches Mal wirkt der Blick auf diese Bergbaurelikte an steil abfallenden Klippen mit Blick auf die zumeist raue See regelrecht romantisch.

Cornwall ist für seine einstige Bergbauindustrie bekannt. Überall ragen die Türme der übriggebliebenen Fabrikgebäude in die Höhe.

 

Blick auf das Levant Maschinenhaus

 

Minenschächte einfach so im Boden, zugewachsen mit Brombeerranken und Gestrüpp und mit Stacheldraht gesichert

 

Besonders die Minenschächte hatten es meinem Sohn angetan – es musste in jedes Loch geguckt werden. Einmal warfen wir einen Stein runter – es dauerte ganz schön lange, bis wir den Aufschlag vernahmen!

Schwimmen im Meer

Wir staunten immer wieder, wie hartgesotten die Engländer sind. Bei siebzehn Grad Außentemperatur und fünfzehn Grad Wassertemperatur tummelten sie sich ewig im Wasser, saßen gemütlich am Strand und genossen einfach ihre Strände und Wellen. Gut, die meisten hatten Neoprenanzüge an. Trotzdem. Selbst die kleinsten Kinder hockten stundenlang im seichten Wasser und spielten – ohne offenbar kalte Füße und Hände zu kriegen!

Hier war schönes Wetter – und wir waren natürlich nicht die einzigen an diesem wunderschönen Strand, auch wenn es auf dem Foto so aussieht!

 

Kind buddelt bei Regen am Strand Baden bei Kynance Cove

Bei Nebel und Niesel – meine Tochter und ich waren im Wasser – ehrlich! Mein Sohn zog es allerdings vor, lieber im Sand zu buddeln.      –       Kynance Cove – Baden zwischen Felsen

 

Ein wunderschöner Kiesstrand bei Porthoustock. Es gibt hier auch eine Unmenge an winzigkleinen Fischen, die auf der Flucht vor größeren in Massen auf den Strand springen und dort herumzappeln. Viele Kinder haben sie mit Eimern wieder zurück ins Meer gebracht.

 

Auch wenn die Bilder hier idyllisch wirken – täusch dich nicht, das Wasser ist EISKALT! Länger als vielleicht zehn Minuten hält man es ohne Neoprenanzug kaum aus. Wir waren wirklich die Exoten in Bikini und Badehose!

Touristenziele

Lands End

Natürlich gibt es in Cornwall einen Haufen schöner Ziele für Touristen. In diesen Ecken wimmelt es dann natürlich von Leuten, besonders an schönen Tagen und am Wochenende. Insgesamt war ich aber positiv überrascht. Von allen Leuten, mit denen ich vorab gesprochen hatte, hieß es immer, Cornwall im August sei mächtig „busy“. Da hatte Ich aber schon ganz andere Stätten im Süden Europas erlebt, wo man sich wirklich gegenseitig auf die Füße trat. Das war hier in England noch ganz okay. Natürlich in den eng begrenzten Schwimmzonen, dort also, wo das Baden und Surfen überwacht wurde, tummelten sich die Leute eng nebeneinander, aber ansonsten gab es noch Platz zum Atmen.

Am 19. August 2017 erreichten wir Land’s End. Ein Muss für jeden Cornwall-Touristen, und das merkte man auch an den Menschenmassen. Ab hier flüchteten wir wieder ein Stückchen mit dem Bus und fuhren nach Penzance. Was für ein Erlebnis: Ein offener Doppeldeckerbus, der sich durch die engen Sträßchen Cornwalls schlängelte. Man musste aufpassen, nicht von den Zweigen der Bäume erschlagen zu werden.

Die berühmte Gezeiteninsel St Michael’s Mount. Wir verzichteten auf einen Besuch. Im Hintergrund ist die Stadt Penzance zu sehen.

 

Cornwall hat ein maritimes Klima, das heißt, die Sommer sind kühl und vom rauen Atlantik geprägt, aber die Winter mild. Daher wachsen hier viele Palmen und südländische Pflanzen, sodass man sich manchmal wie in Südfrankreich vorkommt.

 

Ein sehr interessanter Streckenabschnitt bei Porthleven. Die Loe Bar ist eine mit Kies bedeckte Küstenformation, die den mit Süßwasser gefüllten Loe Pool vom Meer abtrennt.

 

 

Kynance-Cove Blick auf den Strand Kynance Cove von fern

Kynance Cove. Hier war der Strand nun wirklich voll, aber dennoch wunderschön. Diese Bilder sind am Abend entstanden, als die meisten schon nach Hause gefahren waren.
Idyllische Fischerdörfchen, hier Cadgwith, mit zum Teil strohgedeckten Hausdächern.

Statistik

Gewicht

Als wir die Rucksäcke im Flughafen aufgaben, wog mein Rucksack 12,2 kg, der meiner Tocher 6,8 kg und der meines Sohnes 5,7 kg. Nun rechne noch bei den Kindern ca. 1 kg, bei mir 2 kg an Lebensmitteln und Wasser dazu, das könnte dann so etwa unser Durchschnittsgewicht gewesen sein. Genau weiß ich es natürlich nicht. Grundsätzlich achtete ich darauf, den Kindern nicht zu schwere Lasten aufzubürden. An den Streckenabschnitten, wo wir wussten, da könnte es knapp mit Einkaufen werden, trugen wir mehr. Genauso auch vor Sonntagen und dem einen Feiertag am Montag, den 28.August.

Strecke

Insgesamt liefen wir ca. 190 km in den drei Wochen, wobei ich mich hier an die Kilometerangaben im Führer halte, denn da das Handy so unzuverlässig mit seiner Ladung war, konnte ich nichts messen.

Von Newquay bis Land’s End sind es so ziemlich genau 100 km, die wir in neun Tagen liefen. Dann ließ unsere Motivation, Kilometer hinter uns zu bringen, merklich nach, wir liefen weniger am Tag und machten mehr Pausentage. Trotzdem schafften wir noch ca. 90 km bis Helford Passage, wo wir leider abbrechen und mit dem Bus nach Newquay zurückkehren mussten.

Unsere Höchstleistung war so um die 22 Kilometer, die wir von St Agnes bis Portreath liefen. Das Wenigste waren natürlich die zwei Pausentage, die wir einmal bei Marazion (schlechtes Wetter und Wäsche waschen) und einmal auf Henry’s Campsite bei The Lizard (Tiere streicheln) einlegten. Und einmal zwang uns das Wetter, verfrüht einen Zeltplatz anzusteuern. Da schafften wir nur drei Kilometer. Den Nachmittag nutzten wir allerdings, um in einem Einkaufszentrum neue Regenjacken zu kaufen… das waren auch etliche Kilometer, die nicht eingerechnet sind.

Kosten

Insgesamt gaben wir 1177,70 britische Pfund (umgerechnet 1288,99 €, basierend auf einem Wechselkurs vom 20.08.2017) aus, ohne den Flug und die Ausrüstung wie Zelt und Wasserfilter. Darin enthalten sind alle Ausgaben wie Bustickets, Campingplätze, Lebensmittel, Kartenmaterial, hier und da ein Eis oder ein Cafebesuch, dumme unnötige Ausgaben wie eine neue Regenjacke (ohne Worte…), ein paar Andenken für die Lieben zuhause, Eintrittskarten für das Aquarium in Newquay und ähnliches.

Wenn man es aufschlüsselt, kommt Folgendes heraus:

  • 451,50 Pfund (494,17€) für Unterkünfte (1x Jugendherberge, 18x Campingplatz und 2x wild gezeltet, was natürlich nix gekostet hat)
  • 486,36 Pfund (532,32 €) für Lebensmittel (dazu zählen auch Cafebesuche und das obligatorische Eis für die Kinder)
  • 98 Pfund (107,26 €) für Mobilität wie Busfahrten und Fähre
  • 141,84 Pfund (155,24 €) für Sonstiges

Für den Flug mit Ryanair zahlte ich für uns drei 312 €. Zum Flughafen hin fuhr uns mein Mann, zurück reisten wir mit Bus und Bahn und zahlten nochmal 63,40 €. (Falls du dich gefragt hast, wieso ich mit den beiden Großen alleine unterwegs war: mein armer Mann konnte keinen Urlaub nehmen und durfte daher mit Oma und Opa auf die zwei jüngeren Kinder aufpassen.)

Insgesamt kostete der Urlaub also ca. 1664 €.

Was ich nicht einberechnet habe, sind die Anschaffungskosten für die Ausrüstung, weil wir die sicher in Zukunft auch noch benutzen werden. Was ich speziell für diesen Urlaub gekauft habe, kann ich aber trotzdem mal aufzählen:

Das Zelt, die zwei Rucksäcke für die Kinder, eine Trekkinghose für meinen Sohn (Jeans fand ich dann doch ungeeignet), für jeden von uns zwei Merino-T-Shirts und ein Merino-Shirt (sehr zu empfehlen), einen kleinen Wasserfilter, den wir tatsächlich öfter genutzt haben und das wars. Kocher, Isomatten, Schlafsäcke und mein Rucksack, das war alles bereits vorhanden.

Was könnte man verbessern?

Auf jeder Reise sammelt man Erfahrung. Was würden wir bei einer ähnlichen Reise in Zukunft anders machen?

Auf jeden Fall mehr Gewicht sparen. Diesen Punkt kann ich gar nicht genug hervorheben. Achte darauf, leichte, funktionstüchtige Kleidung mitzunehmen. Ein leichtes Taschenmesser reicht auch für drei, und wer es sich leisten kann, investiert in superleichte Schlafsäcke. Unsere waren relativ schwer. Reduziere Gewicht, wo es nur geht!

Gute, schnelltrocknende Kleidung mitnehmen. Wir waren hochzufrieden mit unseren Merino-Wollsachen, die schön kühlend bei heißem Wetter und wärmend bei kaltem Wetter sind. Noch dazu sind sie leicht und platzsparend. Bei einer nächsten Reise würde ich in entsprechende Hosen investieren. Geärgert habe ich mich über die Regenjacken der Kinder, die sofort durchnässten, sodass wir neue kaufen mussten. Und die waren dann leider recht schwer, weil wir qualitativ hochwertige natürlich nicht so eben einfach auftreiben konnten.

Ein Handy bzw. einen Fotoapparat mitnehmen, der wenig Energie zieht. Ich hatte das Handy meines Mannes dabei, weil es einmalige Fotos macht. Aber leider ist es ein Energiefresser. Wie oft haben wir gezittert, ob der Akku noch bis zum nächsten Zeltplatz hält, um es wieder aufladen zu können! Bedenke auch, dass du für englische Steckdosen einen Adapter brauchst. Geeignete Taschen, die man am Körper tragen kann und so den Foto blitzschnell zur Hand hat, erleichtern auch das Leben.

Eine Wäscheleine mitnehmen. Wie konnte ich das nur vergessen?

Kartenmaterial in Tüten stecken. Wir hassen Plastik und vermeiden es, wo wir können. Es ist gesundheitsschädlich, verschmutzt unsere Meere und unsere gesamte Umwelt. Aber nasse klebende Karten nützen niemandem etwas.

Weitere Informationen über den South West Coast Path

Weitere Informationen findest du auf den Seiten der National Trails und der South West Coast Path Association. Über den Shop dieser letzteren Seite habe ich auch meinen Führer bestellt, den es auch auf Deutsch gibt. Darin finden sich Routenbeschreibungen, Adressen für Unterkünfte, Restaurants, Pubs, Hinweise zu Bussen, Fähren etc.

Wenn du magst, kannst du hier auch schon Wanderkarten bestellen: Ich habe meine vor Ort gekauft, da ich ja nicht so der Planer bin. Die A-Z Adventure Maps kann ich nur empfehlen, sie sind wie Hefte aufgebaut, einfach zum Umblättern und passen wunderbar in jede Seitentasche des Rucksacks. Man sollte sie nur rechtzeitig vor Regen schützen…

Hast du jetzt auch Lust bekommen, auf dem South West Coast Path in Südengland zu wandern?

Womöglich mit deinen Kindern? Oder warst du gar schon dort?

Ich bin gespannt auf deinen Kommentar!